Stadtbauernhof

Mitten in der Stadt kommen Groß und Klein mit Tieren und Natur in Kontakt. Urbane Landwirtschaft wirkt v.a. auf der Bildungs- und Bewusstseinsebene. Stadtbauernhöfe sind landwirtschaftliche Projekte, offen für Besucher*innen unterschiedlichen Alters. Sie zeigen auf, wie nachhaltige urbane Landwirtschaft in der Praxis gestaltet werden kann.

Der Fokus liegt dabei auf Gemüseanbau und Tierhaltung, vor allem aber auf Umweltbildung. Dementsprechend bieten Stadtbauernhöfe vielfältige Möglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, nachhaltige urbane Landwirtschaft zu erleben (Mathews, 2019). Konkrete Aspekte der nachhaltigen Erzeugung von Nahrungsmitteln und artgerechten Tierhaltung werden mittels unterschiedlicher Bildungs- und Beteiligungsformate thematisiert und an Ort und Stelle veranschaulicht bzw. erfahrbar gemacht. Stadtbauernhöfe bilden somit einen Ort des Lernens, aber auch einen Ort der Begegnung- einen sozialen und kulturellen Treffpunkt für Stadtbewohner*innen.  Stadtbauernhöfe bedürfen meist einer größeren Fläche, da neben dem Gemüseanbau vor allem die  Tierhaltung viel Platz beansprucht.
Die Haltung von Tieren bedarf zudem einer speziellen Infrastruktur: Stallungen sind notwendig, um den Tieren sowohl bei Hitze, als auch bei Kälte Unterschlupf zu bieten. Zäune umfrieden ihre Gehege und bieten ihnen Auslauf. Wasseranschlüsse, Geräte und Werkzeuge gehören ebenfalls zur Basisausstattung. Der Boden muss gesund und nicht kontaminiert sein, um einer artgerechten Tierhaltung und dem ökologischen Gemüseanbau gerecht zu werden. 

Stadtbauernhöfe verfolgen eine ökologische Wirtschaftsweise. Beim Anbau von Gemüse kommen ausschließlich organisch Düngemittel zum Einsatz und die Böden werden möglichst schonend bearbeitet. In der Regel werden regionale und alte Kultursorten angebaut und eine Vielfalt an Sorten kultiviert. Anbau und Ökologie zielen auf Nachhaltigkeit ab. Auch die Tierhaltung auf Stadtbauernhöfen gestaltet sich nachhaltig: Tiere werden artgerecht gehalten, wobei viel Wert auf ausreichend Platz, Licht und gesunde Ernährung gelegt wird. Das Halten gefährdeter Tierrassen gehört ebenfalls oft dazu. Viele Stadtbauernhöfe halten zusätzlich Bienen mit der Absicht lokalen Honig zu produzieren, vor allem aber auch um einen Beitrag zur Biodiversitätsförderung zu leisten. 

Stadtbauernhöfe können unterschiedlich organisiert sein,  etwa als Verein oder auch als kommerzieller Stadtbauernhof. Sie werden sowohl von städtischen Institutionen als auch von zivilgesellschaftlichen Initiativen initiiert. Als Besucher*in kann man den Stadtbauernhof als Ort der Natur und Ruhe, aber auch als Ort der Begegnung und Bildung wahrnehmen. Häufig sind sie während der Öffnungszeiten frei zugänglich. Viele Stadtbauernhöfe bieten auch umfassende Aktions- und Bildungsprogramme, an denen man als Besucher*in teilnehmen kann (oftmals auch gegen Bezahlung). Außerdem bieten viele Stadtbauernhöfe die Möglichkeit sich mittels einer Mitgliedschaft intensiver zu beteiligen. Oftmals verstehen sich Stadtbauernhöfe auch als CSA Projekte, die von Mitgliedschaften getragen werden. Außerdem kann man freiwillig mitarbeiten  zB bei der Tierpflege oder bei der Feldarbeit. 

Finanzielle Mittel werden zuerst für die Errichtung und Ausstattung benötigt, danach für die bepflanzung und Pflege der Gärten und der Tiere. Gibt es bezahlte Mitarbeiter*innen muss auch deren Entlohnung entsprechend kalkuliert werden. Die Finanzierung funktioniert häufig über Spendengelder, Mitgliedsbeiträge, Förderungen und über den Verkauf von lokalen Produkten oder kostenpflichtige Bildungsangebote bis hin zur Vermietung des Hofs als Event Location.  Die Ernte wird meist zum Verkauf angeboten, etwa auf wöchentlichen Bauernmärkten oder oftmals auch im Rahmen der Solidarischen Landwirtschaft verwendet. Neben Gemüse und Kräutern stehen auch tierische Produkte wie etwa Milch, Honig und Eier zum Verkauf. 

Es bestehen unterschiedliche Möglichkeiten der rechtlichen Organisation von Stadtbauernhöfen. Ähnlich wie bei Solidarischen Landwirtschaftsprojekten können sich Stadtbauernhöfe bspw. als bloße Versorgergemeinschaft, als Personen- oder auch als Kapitalgesellschaft organisieren. Üblich ist die Organisationsform als Verein. Je nach Gestaltung gelten die jeweiligen Nutzungsvereinbarungen. Stadtbauernhöfe verfolgen die Absicht einen effektiven Beitrag zu globalen den Herausforderungen wie Ernährungssicherung, Klimawandel, Ressourcenschonung, Erhalt der Biodiversität und sozialer Gerechtigkeit zu leisten. Daraus können sich komplexe Herausforderungen ergeben, wie beispielsweise konkurrierende Zielvorstellungen, unbeabsichtigte Effekte auf Bodenpreise, Regelungsbedarf im Bereich der Tierhaltung, hoher Kommunikationsbedarf und Kompromissbereitschaft, Zuständigkeiten in der Verwaltung, sowie schwindende Ressourcen der Stadtverwaltung (Vgl. Berges, Opitz, Piorr et al.).

Beispiel 1 – NALELA- Platz für Wissen und Natur (Wien/ Ö)

Bild: NALELA 2020

Link: www.nalela.at 
Läuft seit: 2017 

Kurzbeschreibung: NALELA ist eine Bildungswerkstatt auf einem Bauernhof mitten in der Wiener Lobau und Teil des Verbands Kleine Stadtfarm. Der Verband Kleine Stadtfarm fördert Aktivitäten politisch unabhängiger Vereine und Initiativen mit ökologischen und sozialen Zielsetzungen, u.a. die Bildungswerkstatt NALELA, was für die Begriffe Natur, Leben und Landwirtschaft steht. Neben NALELA sind in der Kleinen Stadtfarm Gemeinschaftsgärten, Senioren- und Jugendlichenprojekten, Permakultur-Initiativen und Reittherapie organisiert.

Entstehungsgeschichte: Seit 2013 pachtet der Verein Kleine Stadtfarm brachliegende Flächen von der Stadt Wien. 2017 hat sich die Stadt Wien dazu entschlossen, eine Fläche mit gesamtem Hof an die Kleine Stadtfarm zu verpachten und somit übernahm NALELA  mit anderen Initiativen der Kleinen Stadtfarm vor einigen Jahren den Grund auf dem einst der Biohof Polzer angesiedelt war.

Zielsetzungen: Ziel der Bildungswerkstatt NALELA ist es, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mittels vielfältiger Vermittlungsformate Inhalte rund um die Themen Natur, Umwelt, saisonale und regionale Ernährung und Landwirtschaft näher zu bringen. NALELA stellt sowohl einen Ort des naturnahen Lernens, als auch einen Ort der Begegnung und des Austauschs dar und steht allen interessierten Menschen offen. 

Ort & Raum 
Auf dem Gelände der Bildungswerkstatt befinden sich u.a. Stallungen für die Beherbergung der Tiere, Gehege in denen die Tiere frei herumlaufen können sowie Schuppen für Maschinen, Werkzeuge und andere Geräte zur Instandhaltung des Geländes und für die Tierpflege. Zudem gibt es einen Kräuter- Gemüse- und Getreideschaugarten, der Besucher*innen zum Bestaunen der Pflanzenvielfalt einlädt. In den Gebäuden befinden sich u.a. zwei Seminarräume, für Workshops und Aktivitäten. Jausenplätze, WCs und ein Hofladen befinden sich auch vor Ort.

Anbau und Ökologie
Es werden unterschiedliche Gemüse-, Obst-, Kräuter-, und Getreidesorten angebaut, ausschließlich samenfeste Sorten. Es wird ökologisch gearbeitet, mit Verzicht auf chemische Pestizide und Herbizide. Der Schwerpunkt liegt auf Regionalität und Saisonalität, es werden hauptsächlich regionale und alte Kultursorten angebaut, um die Sortenvielfalt zu fördern. Auf dem Hof werden Kaninchen, Alpakas, Hühner, Bienen, Ziegen und Wachteln gehalten. Umwelt- und Tierschutz sind zentrale Anliegen. Die Bienen vor Ort, die sich der Wildblumenwiesen erfreuen leisten ebenfalls einen Beitrag zur Biodiversität. 

Soziales 
NALELA ist als Verein organisiert  und ein Mitglied der Kleinen Stadtfarm. Der Hof kann jederzeit besucht werden, er steht allen offen und lädt zum Verweilen und Erkunden ein. Er ist öffentlich erreichbar, der Eintritt ist frei und es besteht kein Konsumzwang. Beteiligen kann sich Jede*r, der/ die Interesse an Natur und Umwelt hat. Dafür gibt es zahlreiche Workshops und Aktivitäten, für Kinder, Jugendlich und Erwachsene. Außerdem gibt es regelmäßig Tage, mit Tierrunden oder Tier-Spaziergängen an denen Tiere gestreichelt und kennengelernt werden können. 

Bildungs- und Wissensvermittlung bilden den Hauptbestandteil von NALELA. Das Angebot reicht von Workshops zur Herstellung von Butteroder Brot  bis zur Naturkosmetik, um Seifen und Farben aus Pflanzen herzustellen. Kräuterwanderungen oder Bastelstunden mit Fokus auf eigene Schaf- und Alpacawollen gehören ebenso zum Bildungsprogramm. Darüber hinaus werden Ferien am Bauernhof, Nachmittagsbetreuung, und spezielle Programme für Schulklassen wie die Bienenwerkstatt, Jausenwerkstatt, Tierwerkstatt angeboten.

Ökonomie
Die Bildungswerkstatt NALELA wird u.a. von folgenden Geldgeber*innen und Kooperationspartner*innen unterstützt: Schule am Bauernhof und Ländliches Fortbildungsinstitut; Bundesministerium Nachhaltigkeit und Tourismus, LE 14-20 Entwicklung für den ländlichen Raum, Land Wien, Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Die angebotenen Workshops sind kostenpflichtig. Die Ernte, sowie die tierischen Produkte (Eier, Milch, Wolle) werden vor Ort im Rahmen der Bildungsangebote verwendet. 

Beispiel 2 – Stadtbauernhof Saarbrücken (Deutschland)

Bild: Stadtbauernhof Saarbrücken 2020

Link: www.stadtbauernhof.org 
Laufzeit: seit Mai 2014 

Kurzbeschreibung: Der Stadtbauernhof Saarbrücken fördert den Bezug zu regionaler und saisonaler Nahrungsmittelerzeugung. Der sogenannte Stadtgarten auf dem Hof steht allen Besucher*innen offen – hier kann geerntet und gepflückt oder lediglich verweilt werden. Zudem werden Hühner und Bienen gehalten. Die Bildungsarbeit steht im Mittelpunkt des Stadtbauernhofs, wobei ein vielfältiges Programm für Kindergärten, Schulen und interessierte Besucher*innen angeboten wird. 

Entstehungsgeschichte: Der gemeinnützige Verein Stadtbauernhof Saarbrücken wurde am 10. Mai 2014 gegründet und zählt mittlerweile 85 Mitglieder. Seit Oktober 2015 ist der Verein Pächter des Weirichshofes in Almet. Die Bewirtschaftung der Freiflächen mit Gemüse hat im Frühjahr 2016 als Solidarische Landwirtschaft begonnen. Darauf folgte die Gründung des Stadtgartens und der Aufbau eines umfassenden Bildungsprogramms. 

Zielsetzungen: Ziel des Stadtbauernhofs Saarbrücken ist es gemeinsam ein ökologisches Bewusstsein zu schaffen und Stadtbewohner*innen einen Bezug zu regionaler und saisonaler Nahrungsmittelproduktion zu bieten. Dabei soll die Bildungsarbeit im Mittelpunkt stehen und eine solidarische Landwirtschaft verfolgt werden. 

Ort & Raum
Der Stadtbauernhof hat 1,7 Hektar Gesamtfläche, davon wird 1 Hektar für den Gemüseanbau genutzt. Zur Infrastruktur vor Ort zählen: das Wohnhaus für Bewirtschafterfamilie, ein altes Stallgebäude mit Ernteraum, Lagerfläche, Kühllager und Sozialraum für Veranstaltungen, eine alte Scheune mit Gemüselager, Werkstatt und Lagerplatz, ein Gastronomiegebäude mit Biergarten und Speisegastronomie sowie ein mobiler Hühnerstall, Außenküche, Bewässerungsanlagen und Parkmöglichkeiten (demnächst: E- Ladestation für Autos und Fahrräder).

Anbau und Ökologie
Es wird eine Vielfalt an Kulturen angebaut, hauptsächlich Gemüse (ca. 60 Gemüsekulturen) und Kräuter mit Fokus auf regionale Sortenraritäten. Es gibt zudem eine Obstwiese mit verschiedenen Sorten Äpfeln und Birnen, sowie Himbeersträuchern. Außerdem werden Hühner und Bienen auf dem Hof gehalten. 

Der Hof verfolgt einen konsequent ökologischen Anbau, bei dem Saisonalität und Regionalität im Mittelpunkt stehen. Der Anbau von Gemüse soll möglichst ressourcenschonend sein und der Einsatz von Chemie wird strikt vermieden. Die Obstwiesen mit den Wildblumen bieten einen wichtigen Lebensraum für Insekten und Bienen. Zudem gibt es Klee-Einsaat und wechselnde Mähzeitpunkte der Wege, bspw. werden Brennesseln nicht gemäht, um die Biodiversität zu fördern. Insektenhotels, Steinhaufen und Altgebäude bieten wichtige Lebensräume u.a. Für Fledermäuse und Schwalben.

Soziales
Der Stadtbauernhof Saarbrücken wird als Verein betrieben, steht Besucher*innen ohneEintrittsgeld offen und lädt sie zum Verweilen und Entdecken ein. Im Stadtgarten hat man die Möglichkeit Obst und Gemüse zu kosten und das Hühnergehege zu besichtigen. Es gibt viele Möglichkeiten sich zu beteiligen. Etwa als Mitglied (Solidarische Landwirtschaft) oder Fördermitglied des Vereins der auch Spenden entgegennimmt. . Zudem kann man sich bei der Gestaltung der Umweltbildungsarbeit des Vereins engagieren oder etwa im Stadtgarten beim Gießen, Rasenmähen oder bei Bauprojekten mithelfen. Die Hühnergruppe oder die Imkergruppe freuen sich bei ihrer täglichen Arbeit über Unterstützung.

Das Bildungsangebot ist sehr vielfältig und richtet sich an Kindergärten, Schulen und interessierte Besucher*innen. Das Programm reicht von Hofführungen über pädagogische Angebote wie Baumschnittkursen, Workshops zum Bau von Insektenhotels und Saatgut-Workshops über Dialogveranstaltungen bspw. zur Agrarpolitik und  bis zur Hofentdeckung und Naturerfahrung mit Kindern (Montessoripädagogik). Es gibt zudem Partnerschaften mit Schulen, Kindergärten und der berufsbildenden Schule für Erzieher*innen.

Ökonomie
Das Jahresbudget des Stadtbauernhofs Saarbrücken beträgt um die 43.000 Euro und wird zu einem großen Teil von der Solidarischen Landwirtschaft durch die Ernteanteile der Mitglieder gedeckt (ca. 70 Ernteanteile, mit einem durchschnittlichen Monatsbeitrag von 51 Euro). Zudem wird der Hof von einem Zusammenschluss von Privatpersonen und Unternehmen mit tatkräftiger Hilfe, sowie Sach- und Geldspenden unterstützt. Die Ernte fließt großteils in das Solidarische Landwirtschaftsprojekt. Einige Produkte, wie Kräuter, Obst, Gemüse und Eier werden auch im Rahmen des Bildungsprogramms verwertet.

Rechtliches
Pachtverträge sind nach geltendem Recht für landwirtschaftliche Pachtverhältnisse gestaltet, das bedeutet: privater Hofeigentümer, Verein als Hauptpächter, Landwirtschaftsbetrieb und Gastronomie als Unterpächter. Zudem verfügt der Verein im Rahmen des Bildungsauftrages über Mitnutzungsrechte an Flächen und Gebäuden.

Herausforderungen
Die Herausforderungen der alltäglichen Arbeit des Stadtbauernhofs fallen in folgende Bereiche: Kommunikation und Informationsfluss, Klarheit bei den Strukturen und Zuständigkeiten zu verschaffen, sowie der finanziellen Verantwortung gerecht zu werden. 

Beispiel 3 – Spitalfields City Farm (London/ UK)

Spitalfields city farm

Bild: Spitalfields City Farm 2020

Link: www.spitalfieldscityfarm.org 
Laufzeit: seit 1980

Kurzbeschreibung: Die Spitalfields City Farm befindet sich in London, im Bezirk Tower Hamlets. Die Farm beherbergt zahlreiche Tiere- u.a. Ziegen, Esel, Hühner. Zudem gibt es zahlreiche Gärten auf dem Stadtbauernhof, in denen Gemüse, Kräuter, Obst und Wildblumen angebaut werden. 

Entstehungsgeschichte: Die Farm wurde 1978 auf Wunsch der Bewohner*innen ins Leben gerufen, mit der Absicht Brachland in Kleingärten zu verwandeln, nachdem viele ihre Gärten an Bauträger verloren hatten. Mit kontinuierlicher Unterstützung durch Wohltätigkeitsfonds, Unternehmen und öffentlicher Einrichtungen wuchs die Farm heran und Tiere kamen dazu. Im Jahre 1980 erhielt die Spitalfields City Farm den Status der Gemeinnützigkeit und kommt seither der Bevölkerung mit einem vielfältigen Angebot und Möglichkeiten für die lokale Gemeinschaft zu Gute. 

Zielsetzungen: Ziel ist es, Menschen die Möglichkeit zu bieten sich aktiv in deren Gemeinde, vor allem in der Farm zu engagieren. Dabei sollen Nachhaltigkeit und gesunde Lebensstile gefördert und ein Bewusstsein dafür geschaffen werden.

Ort & Raum 
Die Spitalfields City Farm umfasst ca. einen halben Hektar Land mit unterschiedliche Gärten: Grass Road mit drei Hochbeeten; Wildlife Garden mit einer Waldland Miniatur, Plant Nursery and Vegetable mit unterschiedlichsten Pflanzen, die zur Wissensvermittlung dienen, sowie die Volunteer Gardens mit vielen Hochbeeten, in denen freiwillige Helfer*innen sich ausprobieren können. Außerdem gibt es noch eine Jurte (für Workshops und Meetings), ein Zelt (für Picknicks, mit Wärmestrahler, Licht und Projektor), eine Bar, Stallungen und Gehege für die Tiere und einen Teich. 

Anbau und Ökologie
Von Obst bis Gemüse, Kräutern und Wildblumen wird alles angebaut. Es wird Wert auf Sortenvielfalt und Raritäten sowie samenfeste Sorten gelegt. Der Anbau erfolgt ökologisch, chemisch-synthethische Dünger, sowie Pestizide und Herbizide kommen nicht zum Einsatz. Der Wildlife Garden dient hauptsächlich der Biodiversitätsförderung. Die zahlreichen Wildblumen ziehen Honigbienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Insekten an. Außerdem werden Blumen und Kräuter auch zwischen den Gemüsepflanzen angebaut, um so auf natürliche Weise Schädlinge abzuweisen und Schmetterlingen und Bienen Möglichkeiten zur Bestäubung zu bieten. Die Spitalfields City Farm beherbergt: Gänse, Enten, Papageien, Schafe, Hühner, Bienen, Schweine, Katzen, Ziegen, Hasen, Esel, Frettchen und Meerschweinchen. 

Soziales 
Die Spitalfields City Farm steht den Besucher*innen mit freiem Eintritt sechs Tage die Woche, von Dienstag bis Sonntag, offen. Es bestehen zahlreiche Möglichkeiten der Beteiligung. Als freiwillige*r Helfer*in kann man sich bei der täglichen Arbeit auf der Farm beteiligen, sich um die Tiere und Gärten kümmern. Außerdem werden Führungen und Workshops für Schulen und Gruppen angeboten. Es werden auch Teambuilding-Stunden für Firmen angeboten. Und es besteht die Möglichkeit die Zelte oder auch die gesamte Farm für Veranstaltungen zu mieten. Neben den Touren und Workshops vor Ort, die darauf abzielen Wissen und Erfahrungen rund um Gemüseanbau und Tierhaltung zu vermitteln, gibt es auch eine mobile Farm. Die mobile Farm ist Teil des Bildungsprogramms und bietet Wissensvermittlung und auch Tiere für Projekte und Veranstaltungen an.

Ökonomie
Die Gründungskosten konnten nicht erhoben werden. Im Jahr 2018 betrugen die Einnahmen der Farm 417.000€ und die Ausgaben 362.000€. Dementsprechend wurde ein Überschuss von 54.000€ erwirtschaftet. Die Ernte und tierische Produkte wie Hühner- und Enteneier, Milch und Blumen werden ausschließlich vor Ort im Farm Shop und am Markt verkauft. Die Ernte des Volunteer Garden dient der Selbstversorgung. 

Rechtliches
Es gelten festgelegte Sicherheitsrichtlinien in Bezug auf Hygiene, Gesundheit und alltägliche Maßnahmen, sowie weiterführende Informationen zur Risikoeinschätzung. Die Fläche ist im Besitz des Londoner Bezirks Tower Hamlet und des Schienennetzes und es gibt einen Pachtvertrag.

Herausforderungen
Durch die zentrale Lage mitten in einer der bewohntesten Gegenden Londons zählt die Schadstoffbelastung durch Feinstaub zu den Herausforderungen, mit denen die  Spitalfields City Farm konfrontiert wird. 

Beispiel 4 – Riverdale Farm (Toronto/ Kanada)

Bild: Riverdale Farm Toronto

Link: www.riverdalefarmtoronto.ca 
Laufzeit: seit 1978

Kurzbeschreibung: Die Riverdale Farm befindet sich im Bezirk Cabbagetown, Toronto (Kanada). Die Farm bietet Besucher*innen einen Einblick in die Farmarbeit, von Viehzucht über Gemüseanbau bis hin zu Handwerksarbeiten und gilt somit als Treffpunkt für die Gemeinschaft.

Entstehungsgeschichte: Im Jahr 1856 kaufte die Stadt Toronto das Land auf dem sich seither die Riverdale Farm befindet von einem ehemaligen Siedler. Die Farm wurde zwischenzeitlich als Zoo genutzt und im September 1978 als Stadtbauernhof eröffnet. 

Zielsetzungen: Ziel der Riverdale Farm ist es, Stadtbewohner*innen das landwirtschaftliche Leben mitsamt seinen Arbeitsbereichen näher zu bringen. Menschen sollen die Möglichkeit haben, einen Einblick in Tierhaltung und Gemüseanbau zu erlangen und sich bei Interesse zu engagieren. Die Farm bietet zahlreiche Pfade, auf denen man das Gelände erkunden und Informationen sammeln kann.  

Ort & Raum
Die Gesamtfläche der Farm beträgt in etwa 3 ha und umfasst ein Farmhaus mit öffentlichen WC Anlagen, Scheune mit Futterlager und Stallungen, Koppeln, Holzofen, Geräteschuppen, Ziegen- und Schafgehege, Ententeich, ehemaliges Wohnhaus (für Community Programm), Versammlungshaus (Basis für Jahresprogramm und Sommer Camps) sowie ein Inselhaus für Vögel.

Anbau und Ökologie
Neben Gemüse werden zusätzlich Obst und Kräuter nach ökologischen Richtlinien angebaut, wobei ausschließlich samenfeste Sorten kultiviert werden. Die Sortenvielfalt steht dabei im Mittelpunkt. Es werden Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen, Hühner und Enten gehalten. Die Riverdale Farm leistet einen großen Beitrag zur Biodiversitätsförderung- die zahlreichen Wildblumenwiesen, die natürliche Waldlandschaft, sowie der große Teich bilden wichtige Lebensbereiche für Insekten, Bienen, Vögel und andere Tiere. 

Soziales
Die Farm wird von der Stadt betrieben und von der Riverdale Farm Stewardship Group (Unternehmensgruppe) verwaltet, welche im Februar 2013 gegründet wurde um nachhaltige Förderungen, neue Lernmöglichkeiten und finanzielle Mittel anzustreben und zu entwickeln. Die Farm steht Besucher*innen täglich bei freiem Eintritt offen. Als Grünraum mitten in der Stadt lädt die Farm Bewohner*innen zum Verweilen und zum sozialen Miteinander ein. Es besteht die Möglichkeit sich als freiwillige*r Helfer*in bei der Farmarbeit zu beteiligen, dazu gehört beispielsweise Tiere füttern, Pferdepflege, Eier einsammeln, Ställe und Koppeln ausmisten. Zudem kann man sich finanziell an der Farm beteiligen, indem man spendet oder als Partner die umfassende Arbeit der Riverdale Farm kontinuierlich finanziell unterstützt. Das Bildungsprogramm der Riverdale Farm ist umfassend, angefangen bei täglichen Touren für Besucher*innen, auf denen die Farmarbeit näher erklärt und veranschaulicht wird. Bei der täglichen Farm Demonstration werden zudem Informationen über Tiere und Tierhaltung und Gemüseanbau vermittelt. Workshops und Seminare, sowie Sommercamps für Kinder und Jugendliche sind zusätzliche Angebote der Wissensvermittlung. 

Ökonomisches
Eine Übersicht der Kosten und Finanzierung unterliegt dem föderalen Gesetz des Freedom Act of Information und ist daher nicht einsehbar. Die Ernte wird am wöchentlichen Bauernmarkt vor Ort verkauft und einiges kommt der Eigenversorgung zu Gute.

Rechtliches
Die Farm ist in Besitz der Stadt und wird von der Gemeinde verwaltet. Instandgehalten wird sie von Toronto Parks, Forestry und der Recreation Division (Parkverwaltung, Forstwirtschaft und Erholungsabteilung).

Herausforderungen
Wetter und jahreszeitliche Veränderungen gehören zu den Herausforderungen mit denen die Riverdale Farm konfrontiert wird. Eine weitere Herausforderung bezieht sich auf den Zugang der Öffentlichkeit zur Farm, denn es ist viel Aufwand um ein stets sicheres und zugängliches Umfeld für Besucher*innen zu bieten. 

Quellen:

Berges, Regine; Opitz, Ina; Piorr, Anette; Krickser, Thomas; (2014): Urbane Landwirtschaft: Innovationsfelder für die nachhaltige Stadt?, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Müncheberg, online unter: https://www.researchgate.net/publication/271997160_Urbane_Landwirtschaft_Innovationsfelder_fur_die_nachhaltige_Stadt 

Matthews, Alexander (2019): A City Farm Inspiring Food for Thought – An urban oasis in Cape Town is bringing community together and making citizens reassess their relationship with food, medium online unter: https://alexandermatthews.medium.com/a-city-farm-inspiring-food-for-thought-159e0e65cb9c 

NALELA – Platz für Wissen und Natur: website von NALELA www.nalela.at 

Riverdale Farm: website der riverdale farm www.riverdalefarmtoronto.ca 

Spitalfield’s Farm Association lim.: website der Spitalfield’s City Farm https://www.spitalfieldscityfarm.org/ 

Stadtbauernhof Saarbrücken e.V.: website des Stadtbauernhofs: https://stadtbauernhof.org/