Gemeinsam Kompostieren

Auch im dicht verbauten Stadtgebiet kann man gesunde Erde aus den gemeinsamen Küchenabfällen gewinnen. Gemeinschaftliches Kompostieren bildet im Stadtraum eine Möglichkeit, 

gesunde Erde zu gewinnen, die Abfall-Sammelquote zu erhöhen und Menschen, die bisher keine Möglichkeit hatten einen Weg zu bieten, ihre Bioabfälle sinnvoll zu verwerten.

Im Gegensatz zum individuellen Kompostieren, wofür es einen eigenen Garten oder zumindest eine kleine Freifläche braucht, kann gemeinschaftliches Kompostieren im Gemeinschaftsgarten, im Hof des eigenen Wohnhauses oder in öffentlichen Parks oder auf Plätzen stattfinden. Wo immer sich eine Gruppe von interessierten Nutzer*innen findet, kann ein gemeinschaftlicher Kompost angelegt werden. Wichtig für das gemeinschaftliche Kompostieren sind: 

  • Regeln, was gesammelt wird
  • Verantwortlichkeiten, wer sich worum kümmert
  • Grundwissen zur Kompostierung
  • Klarheit, was mit dem gewonnenen Kompost passiert

In Wien wird bisher hauptsächlich in Gemeinschaftsgärten gemeinschaftlich kompostiert, im öffentlichen Raum sind bisher nur Sammelstellen der kommunalen Sammlung bekannt. In anderen Städten wie Prag, Paris, Basel oder Marseille wird schon seit langem auch im öffentlichen Raum und in Wohnhausanlagen gemeinschaftlich kompostiert, zum Teil mit intensiver finanzieller und fachlicher Unterstützung der Gemeinden. Kompostiert kann schon auf relativ kleinem Raum werden.  5m² im Freien reichen aus. Nach Möglichkeit sollen die Komposter auf offenem Boden aufgestellt werden. Eine gemeinschaftliche Wurmkompostanlage kann auch in Innenräumen installiert werden.   Je nach System braucht es 1 – 4  Behälter von ca. 0,6-1  m³ zur Sammlung und Kompostierung vor Ort. Ein Wasseranschluss und die Möglichkeit Geräte zu verstauen sollten in der Nähe sein.

Bioabfälle machen in Wien ca. 40% des Hausmülls aus, die bei getrennter Sammlung vor Ort nicht transportiert und deponiert oder verbrannt werden. Pro teilnehmendem Haushalt entstehen zwischen 100 und 200 Liter Kompost pro Jahr. Wird der Kompost in den Gärten eingesetzt, hilft er, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu verbessern, fördert er das Bodenleben,  das Wasserhaltevermögen und die Pflanzengesundheit, erhält die Bodenstruktur, liefert Nährstoffe und dient als Kohlenstoffsenke (Fechner 2014). Von den Nutzer*innen muss dann weniger oder keine Erde oder Dünger zugekauft werden. Somit kann die Klimawirksamkeit des Gärtnerns signifikant verringert werden (LINK zu Fibl Bewertung). 

Als Mindestzahl werden 5 bis 15 teilnehmende Haushalte angegeben . Größere Anlagen sind für bis zu 100 Haushalte dimensioniert (Sicovad, 2019; Aue 2019; Paris, 2019) . Meist gibt es eine*n oder mehrere Verantwortliche, die sich mit dem Kompost auskennen, das Wissen weitergeben und die nötigen Schritte planen. Viele der Kompostanlagen im öffentlichen Raum sind versperrt und nur für Teilnehmer*innen jederzeit zugänglich. In manchen Fällen haben die Kompostplätze auch fixe Öffnungszeiten und werden in dieser Zeit vom Kernteam betreut. In einer mittleren Anlage werden pro Jahr zwischen 300 und 2000l Kompost erzeugt. Die Kosten für Behälter und Werkzeug belaufen sich je nach Größe und Ausführung auf 50 bis 1500€. In manchen Städten wird auch der Platz rund um die Kompostanlage speziell gestaltet. Dann kostet ein Platz insgesamt zwischen 10.000 und 20.000€. Laufende Kosten fallen nur für die Anlieferung von Häckselgut und für Reparaturen an. 

In gemeinschaftlichen und privaten Gärten kann auf der eigenen Fläche jederzeit eine Kompostanlagen errichtet werden. In manchen Fällen haben Nachbar*innen Angst  vor Geruchsbelästigung durch das Aufstellen von Kompostern und sprechen sich dagegen aus. Im öffentlichen Raum gibt es in Wien noch keine Erfahrungen. Nach Überprüfung im Rahmen des Abfallwirtschaftsgesetzes dürfen Kompostanlagen aufgestellt werden, sofern sie nur von Haushalten verwendet werden und sich nicht wesentlich von Kompostanlagen einzelner Haushalte unterscheiden. In anderen Städten werden die Aufstellorte von den zuständigen Stellen geprüft und dann genehmigt.

Beispiel 1: Compostage Collectif in Epinal (Süd-Frankreich)

Bild: epinalinfos.fr

Link: Sicovad Epinal www.sicovad.fr 
Läuft seit: 2012

Kurzbeschreibung: Der Abfallwirtschaftsverband der Gemeinden stellt Bewohner*innen von Wohnhausanlagen und Unternehmen  Kompostieranlagen zur Verfügung und schult sie entsprechend. Die Nutzer*innen verwerten so ihre Bioabfälle und können den gewonnen Kompost als Dünger verwenden.
Entstehungsgeschichte:  Das Programm läuft seit 2012, bisher wurden ca. 70 Kompostieranlagen aufgestellt.
Zielsetzungen: Den Anteil an Bioabfällen im Restmüll zu verringern

Ort und Raum
Ein Behälter fasst ca. 600 l und hat eine ungefähre Grundfläche von 1 m². Pro Kompostanlage werden drei Behälter aufgestellt. Insgesamt werden ca. 10 m² benötigt um auch Platz für den Zugang und für das Umschaufeln zu haben. Die Behälter sind aus Holz und nach unten offen um Anbindung an den Boden zu gewährleisten. Ein Behälter ist für Strukturmaterial vorgesehen, einer für die Sammlung der Bioabfälle, die dort auch mit Strukturmaterial gemischt werden und ein Behälter, damit der Inhalt des vollen Sammelbehälters in ihn umgeschichtet werden kann um dort zu reifen. Die Sammelbehälter werden nach Möglichkeit im Schatten aufgestellt. Kleine Sammelkübel wurden an die teilnehmenden Haushalte verteilt. Zum Durchmischen und Wenden wird entsprechendes Werkzeug, zum Beispiel eine Mistgabel, benötigt.

Soziales
Der interkommunale Abfallwirtschaftsverband Sicovad beliefert die einzelnen Wohnhausanlagen und Unternehmen und bildet in jeder Anlage Referent*innen aus. Alle Bewohner*innen einer Anlage oder Mitarbeiter*innen eines Unternehmens können den Kompost nutzen (5 bis 50 Haushalte). Es gibt eine Einschulung für die lokalen Referent*innen, wenn die Anlage aufgebaut wird (ca. 1h). Bei der Eröffnung wird allen Nutzer*innen erklärt, wie die Behälter zu verwenden sind und was kompostiert werden darf. Zusätzlich gibt es einen „guide pour bien composter“ – eine genaue Anleitung zum richtigen Kompostieren. Sicovad kontrolliert die Kompostanlagen in regelmäßigen Abständen. Die Referent*innen vor Ort sind in Kontakt mit Sicovad und melden sich, wenn es Schwierigkeiten gibt. Sie dienen als Ansprechpartner*innen für die Nutzer*innen und Sicovad. Das Programm wird in Kooperation mit den Gemeinden und den jeweiligen Hauseigentümer*innen abgewickelt. Der Aufwand für die Nutzer*innen liegt vor allem in der getrennten Sammlung der Abfälle in den Haushalten. Zusätzlich wird ca. 2 Mal jährlich gemeinsam umgeschichtet.Die lokalen Referent*innen kontrollieren regelmäßig und greifen bei Bedarf ein.

Wirtschaftsweise
Bei den Systemen von Sicovad handelt es sich um Rottekompostierung ohne Heißrotte. Die biogenen Abfälle werden nach und nach gesammelt und direkt im Sammelbehälter im Verhältnis 1:1 mit Strukturmaterial wie Häckselgut und trockenem Laub vermischt.  Das Strukturmaterial wird zweimal pro Jahr von Sicovad geliefert. Es gibt eine genaue Auflistung von Abfällen, die kompostiert werden dürfen und solchen, die nicht kompostiert werden dürfen. Der Kompost wird regelmäßig kontrolliert und zwei Mal pro Jahr gewendet. 

Ökonomisches
Die Kompostieranlagen werden den Nutzer*innen gratis zur Verfügung gestellt. Sie kosten ca. 100€ pro Anlage. Zu den Kosten der Betreuung (Lieferung des Strukturmaterials und Unterstützung der Referent*innen) sind leider keine Daten bekannt.

Rechtliches
Die Bedingungen werden zwischen Hausverwaltungen, Hausbesitzer*innen, Gemeinden und Sicovad ausgehandelt.

Beispiel 2:  Parčík na Tehovské (Prag/ Tschechien)

Bild: Parcik na Tehovske

Link: www.facebook.com/parciktehovska 
Läuft seit: 2016

Kurzbeschreibung: In einem gemeinschaftlich gepflegten Park in Prag sammeln und kompostieren Menschen aus der Umgebung gemeinsam ihre Bioabfälle.

Entstehungsgeschichte:  Einer der Initiatoren beantragte bei einem Kompostprojekt des Stadtteils einen Komposter, der nun von der Stadt gratis zur Verfügung gestellt wird. In den Häusern der direkten Umgebung wurde das Projekt ausgehängt und 10 Familien meldeten sich und wollten mitmachen. 10 weitere Familien aus der weiteren Umgebung meldeten sich via facebook.

Zielsetzungen: Die Verwertung von Küchenabfällen um Dünger für den Park und die in der Nähe liegenden Hochbeete zu gewinnen.

Ort und Raum
Ein Plastikcontainer mit 1m³ Fassungsvermögen wurde am Rand einer gemeinschaftlich gepflegten Parkfläche aufgestellt. Inklusive Zugang braucht es ca. 2m² Platz.

Soziales
Die Kompostanlage wird von einem losen Zusammenschluss von Nachbar*innen genützt und betreut. Ca. 20 Familien aus dem Bezirk sind beteiligt. Der Komposter ist öffentlich zugänglich. Es ergeben sich zwanglose lockere Begegnungen und kurze Gespräche, wenn man sich zufällig trifft. Es gibt keinen intensiveren Austausch in der Gruppe Der Aufwand für die Nutzer*innen liegt vor allem in der getrennten Sammlung der Abfälle in den Haushalten. Zusätzlich wird ca. 1 Mal jährlich gemeinsam geerntet.

Wirtschaftsweise
In einem Plastikcontainer, der einmal jährlich geleert wird, werden Küchenabfälle gemeinsam mit einigen Gartenabfällen gesammelt. Es dürfen keine Milch- und Fleischprodukte kompostiert werden.

Ökonomisches
Der Container wurde gratis zur Verfügung gestellt, die Fläche, auf der er aufgestellt wird ebenfalls. Die Kosten werden durch ein Förderprogramm der Stadt Prag getragen. Es werden ca. 300l Kompost pro Jahr geerntet. Der fertige Kompost wird für die Bäume und Wiese im Park und in Zukunft auch für 5 Hochbeete in der näheren Umgebung verwendet.

Rechtliches
Der Komposter wurde vom Bezirk für 5 Jahre gratis zur Verfügung gestellt und steht auf einer Fläche, die der Stadt gehört.

Beispiel 3: Offener Gemeinschaftskompost im Tigergarten (Wien/ Ö)

Bild:  Tigergarten Agenda Josefstadt

Link: www.agendajosefstadt.at/projekte-detail/tigergarten.html
Läuft seit: 2012

Kurzbeschreibung: Die Kompostanlage am Zaun des Tigergartens wird von Gemeinschaftsgärtner*innen und Anrainer*innen gemeinsam genutzt.

Entstehungsgeschichte:  Bei der Entstehung des Tigergartens war die Einbindung der Nachbarschaft ein wichtiges Kriterium. Damit alle den Kompost nutzen können, wurde er direkt am Zaun aufgestellt.

Zielsetzungen: Kompost für den Gemeinschaftsgarten gewinnen und dabei die Nachbarschaft bestmöglich einbinden.

Ort und Raum
Es gibt 2 Kompostbehälter mit je ca. 1m³ Inhalt sowie ein Kompostgitter zur Abdeckung. Inklusive Zugang braucht der Kompost ca. 3m² Platz. 

Soziales
Der Kompostplatz wird vom Tigergarten betreut, der als Teil der Agendagruppe Josefstadt (Wien) organisiert ist. Er wird von den Gärtner*innen und von einigen Nachbar*innen genutzt. Wie viele Personen die Kompostieranlage tatsächlich nutzen, ist nicht nachvollziehbar, da man sich nicht anmelden muss. Die Kompostbetreuung ist eine der vielen Aufgaben im Tigergarten. Sie wird seit einigen Jahren von einer Einzelperson übernommen. Der Komposthaufen ist über den Zaun jederzeit befüllbar, untertags ist auch der Garten für alle offen. Er bietet vor allem für Menschen, die nicht Teil der Gartengruppe sind, die Möglichkeit den Garten zu nutzen. Der erste Workshop im Garten fand zum Thema Kompost statt. Seither wird im Gartenbrief  jedes Jahr darauf hingewiesen, was kompostiert werden darf und was nicht. Am Zaun hängt eine große Plane mit den Kompostregeln.

Wirtschaftsweise
Es handelt sich um einen Rottekompost ohne Heißrotte. In einem der beiden Behälter werden Gartenabfälle und Küchenabfälle gesammelt, im anderen reift der gesammelte Kompost. Ist der Sammelbehälter voll, wird der bereits gereifte Kompost auf einen Haufen neben den Behältern geschaufelt und der frisch gesammelte in den Reifebehälter umgeschaufelt. Im Sammelbehälter beginnt die Sammlung von Neuem. Die gemeinsame Sammlung von Garten- und Küchenabfällen ergibt ein gutes Verhältnis von feuchten, leicht verrottbaren Materialien und Strukturmaterial. Es müssen keine weiteren Materialien zugesetzt werden. Es gibt eine detaillierte Anleitung, was in den Kompost darf und was nicht, zB Fleisch und Fleischprodukte sind verboten. Der Kompost wird ca. 3x jährlich umgeschaufelt und der gereifte Kompost der Gartengruppe zur Verfügung gestellt. Dabei werden auch nicht oder schlecht kompostierbare Abfälle wie Pflanztöpfe und Biomüllsammelsäcke aussortiert. Fehlwürfe von außen gibt es nur sehr selten. Falls der Kompost schlecht riecht, wird er oberflächlich durchmischt. Im Sommer wird ab und zu gegossen.

Ökonomisches
Es gibt keine Aufzeichnungen zu den Kosten. Es handelt sich jedoch um zwei einfache Holzkomposter. Der geerntete Kompost reicht aus um den Garten zu versorgen (ca. 45m² Anbaufläche), es muss weder Dünger noch Erde zugekauft werden. Der Kompost wird zum Düngen der Hochbeete und der Blumenbeete verwendet. Gelegentlich holen sich auch Nachbar*innen kleine Mengen für ihre Balkonpflanzen.

Rechtliches
Der Kompost steht auf der Gartenfläche. Diese wurde auf Basis einer Nutzungsvereinbarung für 5 Jahre von der MA 42 überlassen. 

Beispiel 4: Gemeinschaftlich Kompostieren im Madame d’Ora Gemeinschaftsgarten (Wien / Ö)

Bild: Gartenpolylog 2020

Link: http://gg-dora.at/ 
Läuft seit: 2017

Kurzbeschreibung: Im Gemeinschaftsgarten Madame d’Ora kompostieren einige Mitglieder ihre Garten- und Küchenabfälle gemeinsam und werden dabei von einem engagierten Mitglied angeleitet und begleitet.

Entstehungsgeschichte:  Nach ersten missglückten Kompostversuchen wurden die  Gartenabfälle in den Biotonnen der Stadt Wien entsorgt. Viel Material wurde einfach an unterschiedlichen Stellen im Garten abgelagert. Vor 2 Jahren nahm sich ein Mitglied des Themas an. Seither werden die Gartenmitglieder immer wieder eingeladen, ihre Gartenabfälle zum Kompost zu bringen. Einige Mitglieder machen jetzt mit.

Zielsetzungen: Die Materialien vor Ort kompostieren und die Nährstoffe wieder zurück in den Garten zu bringen. Ein Stück mehr Kreislaufdenken, Transport vermeiden, Boden verbessern, Bewusstsein schaffen für das, was unsere lebendige Umgebung ausmacht.

Ort und Raum
Die Kompostanlage ist gleich neben dem Eingang des Ostteils des Gemeinschaftsgartens auf einer Fläche von ca. 15 m² eingerichtet. Es gibt 6 Kompostbehälter aus Holz mit abnehmbaren Latten vorne mit je ca. 1m³. Sie sind zum Teil mit Eisenständern im Boden verankert

Soziales
Eine kleine Untergruppe von  ca. 5 Gärtner*innen im Verein des Gemeinschaftsgartens Madame d’Ora nutzt die Kompostanlage. Ein engagierter Gärtner kümmert sich darum, dass zu großes Material zerkleinert wird, fälschlicherweise eingeworfenes Material aussortiert wird und dass einzelne Ablagerungen von Gartenabfällen nicht liegen bleiben und zu Ausgangspunkten wilder Deponien werden. Die Organisation der Großgruppe ist ein wesentlicher Teil der Arbeit. Er verwendet ca. 1 Tag pro Monat für die Kompostbetreuung. Es können grundsätzlich alle Mitglieder der Gartengruppe nach der Einschulung mitmachen.  Es wird immer wieder zum Thema informiert, sowohl in Einzelgesprächen als auch Diskussionen. Die Fortbildungsgruppe schickte einen Newsletter zum Thema aus, über das praktische Beispiel entstehen Kommunikationsmöglichkeiten.

Wirtschaftsweise
Behälter werden mit zerkleinertem Material befüllt und unten wird die fertige Erde entnommen. Hauptsächlich werden Gartenabfälle kompostiert, es werden auch einige Küchenabfälle beigemischt. Wenn mehr Bedarf an Erde ist, wird das noch nicht kompostierte Material oben abgehoben und in den nächsten Behälter geschichtet und dort als Beimpfung verwendet. Der fertige Kompost kann dann entnommen werden. Einige der Behälter werden mit Vlies bzw. Folie abgedeckt und so vor Austrocknung geschützt. Der größte Teil der Gartenabfälle wird nach wie vor in den Biotonnen der Stadt Wien entsorgt, da die Kompostierung so großer Mengen vor Ort (noch) nicht möglich ist.

Ökonomisches
Die Kompostbehälter kosteten ca. 560€ pro Kompostbehälter und wurden von der Stadt finanziert. Es gibt pro Jahr 0,5-1m³ Kompost zu ernten. Der fertige Kompost wird hauptsächlich von den Gärtner*innen verwendet, die selber mitkompostieren. Sie bringen ihn in ihren Beeten auf. Wenn was übrig ist, können auch andere Leute Kompost nehmen. Der fertige Kompost wird in kleinen Mengen auch als Impfmaterial verwendet, wenn wer wo einen neuen Kompost anlegt.

Rechtliches
Die Kompostanlage befindet sich auf dem Gartengrundstück und unterliegt daher den selben Bedingungen.

Beispiel 5: Quartierskompost Basel  (Ch)

Bild: Amir Mustedanagic

Link: https://www.aue.bs.ch/abfaelle/haushaltsabfaelle/kompostierbare-abfaelle.html
Läuft seit: 1989

Kurzbeschreibung: In der Stadt Basel werden auf Anfrage von interessierten Bürger*innen Kompostplätze eingerichtet, die von Bürger*innengruppen betreut werden und der Nachbarschaft zu festgelegten Öffnungszeiten zur Verfügung stehen.

Entstehungsgeschichte:  Begonnen wurde mit der Unterstützung dezentralen Kompostierens in Hinterhöfen und Gärten, inzwischen gibt es 26 Quartierskompoststellen.

Zielsetzungen: Den Anteil kompostierbarer Abfälle im Restmüll verringern.

Ort und Raum
Die Kompostplätze befinden sich im öffentlichen Raum, möglichst zentral und vorzugsweise als Teil von kleinen Quartiersparks. Je nach lokalen Möglichkeiten werden kleinere oder größere Kompostplätze eingerichtet. Ein Kompostplatz besteht zumindest aus einer befestigten Fläche für den Zugang sowie einer durchlässigen Fläche auf der die Kompstbehälter aufgestellt werden. Die Kompostplätze sind umzäunt und abgesperrt. Ein Kompostplatz ist mindestens 10m² groß

Soziale Organisation:
Jeder Kompoststandort wird von einer selbstverwalteten Gruppe von Bürger*innen mit Unterstützung der städtischen Kompostberatung betreut. Pro Gruppe gibt es mindestens ein*e Ansprechpartner*in für die Stadt. Jeder Kompostplatz ist ein bis zwei Mal wöchentlich für eine halbe bis eine Stunde geöffnet. Dann sind mindestens 2 Personen der Gruppe am Kompostplatz und nehmen die Bioabfälle entgegen, durchmischen sie mit Häcksel und Steinmehl und überprüfen die Feuchtigkeit. Interessierte Nachbar*innen können nach Maßgabe der Kapazitäten mitmachen. Das Angebot wird gut angenommen, manche Kompostplätze nehmen bereits keine neuen Mitglieder mehr auf. Ein Kompostplatz kann je nach Größe von 20 bis 100 Haushalten genutzt werden. Die Betreuer*innen brauchen 1-2 Stunden pro Woche, die Nutzer*innen Zeit für die getrennte Sammlung und die Abgabe zu den Abgabezeiten. An manchen Kompostplätzen muss jedes Mitglied regelmäßig mithelfen, an anderen zahlen die Nutzer*innen kleine Beiträge, brauchen dafür nicht mitzuhelfen. Die Kompostberatung Basel kann jederzeit gratis konsultiert werden. Wissen wird auch an Infoständen und über Kurse für Schüler*innen weitergegeben.

Wirtschaftsweise
Es handelt sich um eine Rottekompostierung ohne Heißrotte. Die Küchenabfälle werden wöchentlich eingebracht und sofort mit Strukturmaterial vermischt. Das Material wird mit Hilfe einer Mistgabel regelmäßig belüftet. Volle Behälter werden für 16 Wochen gelagert und danach auf eine Miete geschaufelt um dort fertig zu reifen. Zu den Quartierskomposten dürfen nur rohe Küchenabfälle gebracht werden. Fleisch und Fleischprodukte sind nicht erlaubt. In den meisten Gruppen wird einmal pro Monat umgesetzt und gesiebt.

Ökonomisches
Die Kosten für die Errichtung eines Kompostplatzes betragen je nach Größe und Ausführung zwischen 10.000 und 20.000 CHF. Das Jahresbudget der Kompostberatungsstelle für Personal und Material liegt bei 400.000 CHF. Die Kompostplätze werden von der Stadt Basel gratis zur Verfügung gestellt und eingerichtet und gratis mit Häckselgut beliefert. Im Schnitt entstehen in Basel pro Haushalt der einen Hinterhof oder Quartierskompost nutzt pro Jahr ca. 130 l Kompost. Die Gruppe verteilt oder verkauft die Komposterde an Mitglieder oder Bewohner*innen im Quartier. 1 Sack à 15 Liter kostet CHF 3-4., 1 Sack à 30 Liter CHF 5-6.  Die Einnahmen werden an Projekte gespendet.

Rechtliches
Die Kompostplätze werden auf Allmend (öffentlicher Fläche) eingerichtet. Sie müssen gut zugänglich und einsehbar sein und zentral liegen, damit sie nicht als Mülldeponie benutzt werden.

Quellen:

Bundeministerium für Tourismus und Nachhaltigkeit, 2018: Die Bestandsaufnahme der Abfallwirtschaft in Österreich – Statusbericht 2018 online unter: https://www.arge.at/Downloads/2_BAWPL_Statusbericht%202018.pdf

Department für Wirtschaft, Soziales und Umwelt des Kantons Basel-Stadt – Amt für Umwelt und Energie: Kompostierbare Abfälle https://www.aue.bs.ch/abfaelle/haushaltsabfaelle/kompostierbare-abfaelle.html

Fechner, Holger; Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, (2014): Der Einsatz von Kompost lohnt sich. online unter: https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/ackerbau/boden/kompost.htm

MA 48 – Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 48, Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark: Kompostwerk Lobau https://www.wien.gv.at/umwelt/ma48/entsorgung/abfallbehandlungsanlagen/aba/kompostwerklobau.html

Rogalski, Wojciech, 2019: persönliche Auskunft des Leiters Strategie und Grundlagenplanung Abfallwirtschaft & Stoffstrommanagement, per mail am 12.11.2019

Sicovad: Compostage collectif, https://www.sicovad.fr/Compostage/Compostage-collectif.html 

Veřejné prostory Prahy 10: Komunitní kompostování v Praze 10 (Gemeinschaftlich Kompostieren in Prag 10) https://verejneprostory.cz/odpady-a-pece-o-vp/bioodpad/komunitni-kompostovani

Ville de Paris (2016): Plan du compost der Stadt Paris https://www.paris.fr/pages/reduire-et-recycler-ses-dechets-114#le-plan-compost-parisien-2016-2020

Ville de Marseille: Guide pratique de compostage collectif (Anleitung zum gemeinschaftlichen Kompostieren in Marseille) online unter http://www.marseille-provence.fr/index.php/documents/compostage/5838-guide-du-compostage-collectif/file

& Auskünfte von Beteiligten und Betreiber*innen