Essbar – das Konzept

Wie grün hätten Sie’s denn gern?

Nicht nur grün, sondern vielfältig, bunt, essbar und möglichst artenreich – um die Widerstandskräfte für Mensch, Tier und Pflanze zu verbessern. Arten- und Klimaschutz sind für uns ebenso wichtig wie andere Resilienzfaktoren des Lebens in der Stadt. Das Konzept der Essbaren Gemeinde (oder Stadtteils) ist in vielen Ortschaften Österreichs verbreitet und auch in größeren Städten international gibt es viele Beispiele.

Die Umsetzung und die jeweilige Nutzung durch verschiedene Zielgruppen ist stets sehr individuell gelöst. Es kann daher kein ‚Patentrezept‘ für eine Essbare Stadt geben, sondern auf jede Situation, mit Anwohner*innen, Eigentümer*innen, Bauleitung und Verantwortlichen muss gesondert eingegangen werden. Daher arbeiten wir mit einem offenen Konzept, das wir laufend anpassen und sammeln viele gute Beispiele.

Was brauchen die Menschen, was braucht die Natur, um gut leben zu können?

Die Bedürfnisse und Ideen der Bürger*innen müssen mit der Stadtplanung, Grundeigentümer*innen oder der Verwaltung in Einklang gebracht werden. Gespräche über Wünsche und Besorgnisse, sowie Fachwissen und konkrete Erfahrungen sind hier unerlässlich für einvernehmliche Lösungen.

Die ‚Essbarkeit‘ der Pflanzen (bzw. ihrer Früchte) ist nicht immer wörtlich zu nehmen. Blumen und Bienenweiden, sind ebenso wichtig wie Wildwuchs oder immergrüne Pflanzen (zb Efeu). Sie bieten an ungünstigen Zonen wie Hauseingängen weniger Konfliktpotenzial wie zb herabfallendes Obst. Außerdem soll kein Stress durch kiloweise zeitgleich reifes Obst oder Gemüse entstehen, die so manch fleißige Gärtner*in überfordern (zb in der Ferienzeit).

Was ist technisch möglich und wer entscheidet, was erlaubt ist?

Der Glaube, dass gute Lösungen viel kosten müssen, ist weit verbreitet – jedoch am Beispiel der Seestadt wollen wir zeigen, dass dem nicht so ist. Die Gemeinschaftsgartenflächen der Seestadt Aspern sind vorher einfache Rasenflächen gewesen und durch persönlichen Einsatz der Anwohner*innen ist eine blühende, artenreiche und üppige Landschaft entstanden. Fassadenbegrünung wird oft mit technischen oder rechtlichen Argumenten ausgebremst, doch gibt es ausreichend Beispiele für grüne Wände, die oft verblüffend einfache Lösungen aufweisen und Mut machen, nochmal genauer hinzuschauen.

Da die Errichtung und Pflege der Grünanlagen einen hohen Kostenaufwand für die Stadt Wien und Grundeigentümer*innen ausmacht, kann das Engagement von Bürger*innen eine wichtige Rolle spielen. Allerdings steigen die Chancen für eine Genehmigung, wenn sich die Akteure nicht als Einzelperson, sondern als Gruppe organisieren und somit auch in Ferienzeiten oder bei Krankheit kontinuierliche Pflege bieten können.

Feuerschutz und Sicherheit sind letztlich oft der Grund, warum Bäume und Grünzonen weichen müssen, obwohl sie in der Planung von Außenanlagen noch vorhanden waren (zB. soll die Feuerwehr ungehindert zufahren können). Diese Bestimmungen lassen sich jedoch unterschiedlich umsetzen und mit entsprechender Bereitschaft und sorgfältiger Planung kann eine Gestaltung mehrere Bedürfnisse abdecken. In jedem Fall ist fachliche Beratung und Absprache mit den Verantwortlichen unumgänglich, wenn wir die Natur in die Stadt holen möchten.