Öffentliches Obst

Obstbäume im öffentlichen Raum leisten einen wesentlichen Beitrag für die Gestaltung essbarer urbaner Landschaften und finden zunehmend Anklang in der Stadtteilentwicklung.

Die grundlegende Idee der Obstgemeinden ist es, öffentliche Flächen mit Obstbäumen und Sträuchern zu bepflanzen und diese für Alle zugänglich zu machen. Diese Obstbäume verstehen sich somit als “Allmende”, das bedeutet Gemeingut, und gehören somit Allen (Obststadt Wien). Dabei soll vor allem der Zugang zu frischem, saisonalem Obst gewährleistet werden und interessierten Menschen wird die Möglichkeit geboten sich bei der Pflege und Vermehrung von Obstbäumen zu engagieren. Eine bisher bewährte Beteiligungsform etwa bildet die Obstpat*innenschaft– dabei können sich Menschen intensiv an der Pflege und Beerntung von Obstbäumen beteiligen und somit einen ökologisch wertvollen und nachhaltigen Beitrag für die Essbare Stadt leisten. Bereits ein einzelner Obstbaum, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist, kann der Idee des Gemeinguts gerecht werden und einen kostbaren Beitrag für die essbare Stadt leisten. Größere Flächen bieten mehr Gelegenheit zur Ernte und einen größeren Beitrag zum Kleinklima. Wasseranschluss bzw. Bewässerungssäcke, sowie passendes Werkzeug für die Obstbaumpflege gehören zur nötigen Infrastruktur. 

Für das Gedeihen von Obstbäumen spielen die Wahl des Standorts – bevorzugt sonnige, luftige Hanglagen – und die Bodenbeschaffenheit – gut durchlüftet und tiefgründig –  eine wichtige Rolle. Bei der Wahl der Bäume sind regionale und widerstandsfähige Sorten zu bevorzugen. Generell empfiehlt es sich eine Auswahl an frühen und späten Sorten zu treffen, um eine möglichst reiche und lang anhaltende Ernte zu garantieren. Der Pflanzzeitpunkt ist abhängig von der Obstart zu wählen. Auf ausreichenden Abstand zwischen den Bäumen ist zu achten. (Vgl. Engler, C. et al. 2015). Besonders in den ersten fünf bis acht Jahren ist eine ausreichende Wasserversorgung wesentlich. Obst im öffentlichen Raum kann sowohl über einen Verein oder einer Bürgerinitiative  initiiert, als auch von einer öffentlichen Institution getragen werden. Zur Nutzung des Obstgartens gibt es meist vereinbarte oder inoffizielle Regeln, wie beispielsweise das Fair Use Prinzip im Hinblick auf die Ernte: man erntet nur so viel, dass für andere auch noch reichlich übrig bleibt. Der Obstgarten im öffentlichen Raum kann als sozialer Raum verstanden werden, in dem interkulturelle und intergenerative Begegnungen möglich sind.

Personeller und finanzieller Ressourcen bedarf es für die Pflanzung und Pflege der Bäume sowie für die Pflege der umliegenden Flächen. Der Beitrag für die Bevölkerung liegt vor allem in der Sensibilisierung für gesunde und regionale Ernährung. Zusätzlich können kleine Mengen an frischem, regionalen Obst geerntet werden. Bei Obst im öffentlichen Raum handelt sich um öffentliche Flächen. Diesbezüglich findet meist eine enge Kooperation zwischen Vereinen und der Gemeinde statt. Es gelten die jeweiligen Nutzungsvereinbarungen. Zudem fungieren häufig Bürger*innenanlaufstelln als Vermittlungspartner zwischen Verein, Magistraten, Politik und Bürger*innen. 

Beispiel 1 – Obststadt Donauinsel (Wien/ Ö)

Obststadt Wien Donauinsel

Bild: Elisabeth Pollak
 

Link: www.wien.obststadt.at/parks.html 
Laufzeit: seit Oktober 2018

Kurzbeschreibung: Die Obststadt Donauinsel ist ein Projekts des Vereins Obststadt Wien, das öffentliche Flächen für Obstbäume und Sträucher für Alle öffnet. 30 Obstbäume sind als Park in der Obststadt Donauinsel zusammengefasst und werden von Baumpat*innen und Vereinsmitgliedern der Obststadt Wien ehrenamtlich koordiniert. Die Koordinator*innen werden zudem vom Verein Obststadt Wien und von den zuständigen Magistraten der Stadt in ihrer Arbeit unterstützt. Kennzeichnend für die Obststadt Donauinsel ist das Pat*innensystem, wobei jeder Baum oder Strauch einen Paten oder eine Patin hat, die sich gemeinsam mit Vereinsmitgliedern um die Pflege der Obstgärten kümmern. 

Entstehungsgeschichte: Die Obststadt Donauinsel wurde im Oktober 2018 durch eine Kooperation der Agenda Donaustadt, des Ökosozialen Forums Wien, der Magistratsabteilung 45- Wiener Gewässer und der Vereins Obststadt Wien ins Leben gerufen. Die Idee der Obststadt entstand allerdings vor 7 Jahren in Wiener Neustadt. Martin Mollay hat damals in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und mit Hilfe zahlreicher Baumpat*innen über 300 Bäume im öffentlichen Raum gepflanzt. 2015 folgte die Gründung vom Garten der Begegnung in Traiskirchen, wo Mollay gemeinsam mit anderen Obst- Begeisterten 120 Obstbäume als Gemeingut pflanzte, die wiederum von Baumpat*innen gepflegt werden. Damit wurde der Grundstein für die Obststadt Wien, vor allem aber für eine obstreiche Ernährung der Bürger*innen gelegt. Zielsetzungen: Ziel der Obststadt Donauinsel  ist es, den Bürger*innen Wiens ein Projekt zu bieten, das ‘verbindet, erfreut, gesund ist, lebt und schmeckt’ (https://wien.obststadt.at). Mit dem öffentlich zugänglichen Obsthain soll ein ökologisch und sozial wertvoller Beitrag für die Stadt und deren Zukunft geleistet werden. 

Ort & Raum 
Im Obsthain Obststadt Donauinsel wachsen über 30 Obstbäume auf einer Fläche von ca. 1 ha. Zwei Wassertanks zu je 1m³ wurden aufgestellt, die bei Bedarf vom Magistrat aufgefüllt werden. Die Obstbaumpat*innen sind in Gießgruppen organisiert, die bei trockener Witterung 1-2 Mal im Monat die Obstbäume gießen. Bis auf entsprechendes Werkzeug zur Instandhaltung der Bäume und Sträucher ist sonst keine spezielle Infrastruktur notwendig; Der Obstpark ist barrierefrei zugänglich, es gibt auch keinen Zaun. 

Soziales
Es handelt sich um eine Kooperation der Agenda Donaustadt, des Ökosozialen Forums Wien, der Magistratsabteilung 45 – Wiener Gewässer und des Vereins Obststadt Wien. Die Obststadt Donauinsel ist für die Öffentlichkeit ohne Einschränkung zugänglich und wird gemeinschaftlich vom Verein und den Baumpat*innen gepflegt. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten sich an der Obststadt Donauinsel zu beteiligen, bspw. als Passant*in mit der Absicht lediglich etwas Obst zu ernten. Als Baumpat*in kann man an gezielten Pflege- Terminen des Vereins Obststadt Wien und an Baumschnittkursen kostenlos teilnehmen. Baumpat*innen bringen sich in die Pflege der Bäume ein. Wissen und Bildung zur Pflege und Instandhaltung von Obstbäumen und -sträuchern werden im Rahmen von Pflegeterminen vermittelt, an denen sowohl allgemeine Pflegetipps als auch konkretes Wissen zu gezielten Obstsorten im Mittelpunkt stehen. Zusätzlich werden Baumschnittkurse für Pat*innen angeboten, um die bestmögliche Entwicklung der jungen Obstbäume zu gewährleisten. 

Anbau und Ökologie
Es wurden verschiedene Sorten Birnen, Kirschen, Zwetschken, Äpfel, Pfirsiche, Marillen gepflanzt,  die auf der Fruitmap einsehbar sind: https://wien.obststadt.at/Fruitmap.html. Ökologischer Anbau ohne Zusatz von Spritzmitteln und chemischen Dünger. Die von der MA45 zur Verfügung gestellte Wiese wies bereits vor der Baumpflanzung eine beachtliche Flora- und Fauna Diversität auf, die weiterhin aufrecht erhalten wird. In den Baumscheiben der Obstbäume wurden Blüten- und Gründüngungspflanzen angepflanzt, welche die Biodiversität und das Angebot für blütenbesuchende Insekten erhöhen sollen. An den Rändern der Obstwiese gibt es eine Wildobsthecke, die sowohl Nahrung, als auch Lebensraum für diverse Insekten und andere Tieren bietet. 

Ökonomie
Das Finanzierungsmodell der Obststadt Wien sieht 100 Euro pro Baum vor, womit der Ankauf, die Pflanzung und die Pflege in den ersten Jahren sichergestellt werden können. Diese 100 Euro pro Baum werden durch ein 50:50 Finanzierungsmodell zur Verfügung gestellt: 50 Euro stellt der Verein zur Verfügung, 50 Euro tragen die Pat*innen, der Bezirk oder eine Magistratsabteilung bei. Zusätzliche finanzielle Unterstützung ist dem Verein willkommen und kann bspw. für eine Beschilderung verwendet werden. Das Obst ist ein Beitrag für die Öffentlichkeit, zur freien Ernte für Alle.

Rechtliches
Es handelt sich um eine öffentliche Fläche mit einer Nutzungsvereinbarung.

Herausforderungen 
Das urbane Umfeld birgt einige Herausforderungen, etwa für Vandalismus. Bereits in der ersten Nacht nach der Baumpflanzung 2018 wurde ein Baum ausgerissen, der jedoch gerettet werden konnte. Die Unvorhersehbarkeit bringt teils Schwierigkeiten mit sich, teils auch Überraschungen:  in einer Baumscheibe pflanzten Passant*innen Erdäpfel an. Verunreinigung durch Müll gehört auch zu den Herausforderungen.

Beispiel 2 – Naschgarten Donaufeld (Wien/ Ö)

Bild: GB stern
 

Link: https://www.gbstern.at/fileadmin/redaktion/PRESSE_UND_DOWNLOADS/Downloads/PDF-Dokumente/Essbares_Floridsdorf_2017.pdf 
Laufzeit: seit November 2015

Kurzbeschreibung: Der Naschgarten Donaufeld in Floridsdorf ist Wiens erster öffentlicher Obst- und Beerengarten, ein Stück Kulturlandschaft für Alle. Diese Streuobstwiese mit zahlreichen Beerenhecken ist öffentlich zugänglich und lädt die Floridsdorfer*innen ein Obst und Beeren in ihrer Nachbarschaft zu ernten und genießen.  

Entstehungsgeschichte: Der Naschgarten Donaufeld befindet sich auf einem ehemaligen Gemüsefeld und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien. Initiiert wurde das Projekt von der lokalen Gebietsbetreuung Stadterneuerung, welche gemeinsam mit Interessierten den öffentlichen Obstgarten im November 2015 bepflanzten. Bewohner*innen und lokale Bildungseinrichtungen wurden von Beginn an eingebunden und die Pflege des Gartens erfolgt ebenso über gemeinsame Aktionen und durch die Magistratsabteilung für Landwirtschaft. 

Zielsetzungen: Ziel des Naschgarten Donaufeld ist es, durch gemeinsames Pflanzen, Ernten und Verarbeiten der Lebensmittel einen Austausch von Erfahrungen und Wissen zu ermöglichen. Es geht darum Menschen zusammen zu bringen und sie zu motivieren gemeinsam ihr Wohnumfeld mitzugestalten. 

Ort und Raum
Der Naschgarten Donaufeld befindet sich auf einer Fläche von ca. 2000 m², auf der in etwa 80 Obst- und Nussbäume und Beerensträucher wachsen. Nebenan werden weitere 2000 m² als Nachbarschaftsgarten genutzt. Der Naschgarten ist unterteilt in Apfelhecke, Streuobstwiese, Beerenecke und wilde Früchte; ein Wasseranschluss ist vorhanden. 

Soziales
Das Projekt wurde von 2015 bis 2017 von der Gebietsbetreuung Stadterneuerung umgesetzt und begleitet. Aktuell wird die Pflege von engagierten Bürger*innen organisiert. Der Naschgarten ist als Gemeingut konzipiert und steht allen Bewohner*innen Wiens offen. Demzufolge sollen möglichst viele von den Früchten, Blüten und Kräutern profitieren. Der Naschgarten Donaufeld wird hauptsächlich von Menschen aus dem Stadtteil betreut und gepflegt, im Sinne von “Share the City”. Über das gemeinsame Pflanzen und Ernten identifizieren sich Bewohner*innen mit dem eigenen Wohnumfeld und übernehmen Verantwortung. Auch Informationen über gesunde Ernährung, städtische Nahrungsmittelproduktion und bewusstes Einkaufen werden anhand des Naschgartens vermittelt. Von der Gebietsbetreuung wurden Workshops veranstaltet, in denen Wissen und Tipps zu Gehölzpflege, Sammeln und Verarbeiten von Wildobst und -kräutern vermittelt wurden. 

Anbau und Ökologie
Angebaut werden diverse Sorten an Kern-, Stein- und Beerenobst, sowie Wildkräuter. Einige Raritäten im Naschgarten sind: Filzkirsche (Prunus tomentosa), Berberitze/Sauerdorn (Berberis vulgaris), Speierling (Sorbus domestica), Krachmandel (Amygdalus communis). Die Pflege erfolgt gemeinschaftlich von Stadtteilbewohner*innen mittels natürlicher, ökologischer Methoden ohne Zusatz von Spritzmitteln und chemischem Dünger. Die Fläche wird einmal jährlich von der Landwirtschaftsabteilung der Stadt gemäht. Der Fokus liegt u.a. auf Raritäten, um sowohl die Biodiversität zu fördern, als auch den Bewohner*innen die Artenvielfalt näher zu bringen

Ökonomie
Das Projekt Naschgarten Donaufeld wurde über die Gebietsbetreuung Stadterneuerung finanziert. Die Pflanzen wurden von Gartenbauschulen, der Universität f. Bodenkultur, der Magistratsabteilung f. Landwirtschaft und einzelnen lokalen Unternehmen zur Verfügung gestellt. Zudem wird das 4000 m² große Grundstück, je zur Hälfte als Naschgarten bzw. Gemeinschaftsgarten genutzt, vom Magistrat  frei zur Verfügung gestellt. Gepflegt wird der Garten von engagierte Bürger*innen. Die Ernte dient hauptsächlich zur Selbstversorgung, hin- und wieder auch für gemeinschaftliche Kochveranstaltungen.

Rechtliches
Es handelt sich um eine öffentliche Fläche der MA 49 – Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien auf der sich der Naschgarten Donaufeld befindet. Es gibt eine Nutzungsvereinbarung.

Beispiel 3 – Kostbare Landschaften Ottensheim (Oberösterreich)

Bild: Kostbare Landschaften
 

Link: www.kostbare-landschaften.at 
Laufzeit: Mai 2014 bis Herbst 2017

Kurzbeschreibung:  Das dreijährige Projekt Kostbare Landschaften Ottensheim beinhaltete die Pflanzung einer öffentlich zugänglichen Streuobstwiese. Im Zuge des Projektes gab es 2014 drei Seminare zur Pflege und dem Erhalt der Streuobstwiese. Sie steht Allen offen und lädt zum Verweilen und Naschen ein. Zur Erntezeit finden zahlreiche öffentliche Veranstaltungen statt um gemeinsam Früchte kreativ zu verarbeiten und zu verkochen. 

Entstehungsgeschichte: Das Projekt Kostbare Landschaften Ottensheim wurde 2014 in Kooperation vom Land Oberösterreich, der Dorf- und Stadtentwicklung (DOSTE) und der Gemeinde Ottensheim gestartet. Bei der Konzepterstellung wurden Expert*innen für Urban Gardening und Permakultur involviert und ein partizipativer Gestaltungsprozess gestartet. Einzelpersonen aus der Gemeinde, Initiativen und Organisationen brachten ihre Umsetzungsideen und Wünsche bezüglich essbarer Landschaften ein. Gemeinsam mit Bewohner*innen wurden essbare Pflanzen und Fruchtgehölze auf den Überschwemmungs- und Brachflächen entlang der Donau gepflanzt. Das Projekt war nur für drei Jahre konzipiert (2014-2017), doch die Obstbäume wachsen und gedeihen weiter.

Zielsetzungen: Das Projekt Kostbare Landschaften Ottensheim stellte die Menschen und ihre Grundbedürfnisse nach gesunder Nahrung, nachhaltiger Umwelt und Kommunikation in den Mittelpunkt. Ziel war, bereits bestehende Aktivitäten und Initiativen im Kontext Essbarer Landschaften zu vernetzen und auf bereits vorhandenem Wissen und Erfahrungen aufzubauen. Das Ziel war zudem, dass das Projekt zum Selbstläufer wird und von diversen Institutionen der Gemeinde nach Projektende weiter getragen wird. 

Ort & Raum 
Die Permakultur Streuobstwiese weist in etwa 400 Fruchtgehölze auf. Es gibt ein offenes Glashaus, in dem Workshops und Seminare abgehalten wurden und einen Lehm- Cordwood- Kiosk, der Platz zum Verweilen, Unterschlupf bei Hitze und Regen und Raum für kleine Feste bietet. Zudem steht ein öffentlicher Lehmofen auf einer Freifläche. Weiters gibt es einen Naschgarten der sechs heimische Beerensorten enthält und in Zusammenarbeit mit der Neuen Mittelschule  im Ort gepflanzt wurde. Aus bei der Dammsanierung übrig gebliebenen Granitsteinen wurde eine Sitzecke mit Aussicht zum Donauufer errichtet, die Passant*innen zum Verweilen einlädt. Es gibt Hügel- und Hochbeete und eine Werkzeugtruhe für die Pflege und Instandhaltung der Pflanzen und Beete.

Soziales
Projektträger waren das Land Oberösterreich, die Dorf- und Stadtentwicklung (DOSTE) und die Gemeinde Ottensheim. Seit dem Auslaufen der Projektzeit gibt es keine offizielle Organisationsleitung der Streuobstwiese Ottensheim. Die Streuobstwiese steht Allen offen: Jede*r hat die Möglichkeit sich beim Erhalt der Obstwiese einzubringen, sowie  Früchte nach Maß und Ziel zu ernten. Die Streuobstwiese dient in gewisser Weise als Ort der sozialen Zusammenkunft und des Austauschs zwischen Gleichgesinnten. Verschiedene Vereine, Schulen und Privatpersonen  kümmern sich um die jeweiligen Gärten oder sind lediglich sich bei der Ernte beteiligt. Im Laufe der drei Projektjahre wurden regelmäßig Seminare und Workshops zu Erhalt und Pflege von Streuobstwiesen abgehalten. Die Seminare beleuchteten folgende Schwerpunkte: Obstbaumpflege und Baumschnitt, Obstbaumveredelung und wilde Veredlung auf öffentlichen Flächen. Außerdem fanden regelmäßig Veranstaltungen zum Thema Essbare Stadt für Schulen, sowie für die Gemeinde statt. 

Anbau und Ökologie
Es gibt  ca. 400 veredelte Pflanzen, darunter: 255 Apfel-, 95 Birnen-, 41 Kirsch-, 23 Zwetschken- und 10 Marillenbäume verschiedener Sorten. Die Wirtschaftsweise folgte seit Beginn des Projekts dem ganzheitlichen Ansatz der Permakultur. Die zahlreichen Fruchtholzsorten tragen stark zur Biodiversitätsförderung bei, welche ohnehin einen Schwerpunkt in der Permakultur bildet und somit von Anfang an angestrebt wurde.  

Ökonomie
Es wurde von Beginn an festgelegt, dass die Gemeinde nach Ende der offiziellen Projektlaufzeit keine Kosten für die entstandenen Gärten übernehmen kann und dass es an den Bürger*innen und Vereinen liegt die Pflege und Gestaltung selbst in die Hand zu nehmen. Die Obstwiesen sind zur Selbstversorgung für Alle zugänglich. Bei gewissen Veranstaltungen werden Obst und Beeren gemeinsam verarbeitet.

Rechtliches
Es ist eine öffentliche Fläche des Landes Oberösterreich.

Beispiel 4 – Urban Orchard Program San Francisco (USA)

Bild: Philadelphia Orchard
 

Link:www.sfenvironment.org/article/managing-our-urban-forest-types-of-urban-agriculture/urban-orchards 
Laufzeit: seit 2009

Kurzbeschreibung: Das Urban Orchard Program San Francisco arbeitet mit lokalen NGOs in San Francisco zusammen und stellt Bäume zur Verfügung, die von Grundstücksbesitzer*innen, engagierten Gruppen und öffentlichen Einrichtungen auf öffentlichem und privatem Grund gepflanzt werden können. Das Programm unterstützt dabei gemeindebasierte Organisationen sowohl bei der Pflanzung, als auch bei der Pflege der Obstgehölze. Im Laufe des Projektes wurden über 200 Obst- und Nussbäume an 23 verschiedenen Standorten in der Stadt gepflanzt, mit dem Fokus auf Gebiete mit unzureichender Nahrungsmittelversorgung. 

Entstehungsgeschichte: Das Urban Orchard Program San Francisco (UOPSF) wurde 2009 in Partnerschaft mit SF Environment – Urban Forestry Council (städtische Forstwirtschaftsabteilung) und Carbon Fund programs (Klimaschutzfonds) entwickelt. Der Local Carbon Fund (lokaler Klimaschutzfond) bietet die notwendigen Ressourcen für die Pflanzung von Obst- und Nussbäumen und deren Pflege. Der Klimaschutzfond verfolgt das Ziel mittels diverser Programme die CO2 Reduktion San Francisco’s zu fördern. Diesbezüglich leistet das UOPSF einen Beitrag, da Bäume im urbanem Raum wertvolle ökologische Vorteile mit sich bringen. 

Zielsetzungen: Die Ziele urbaner Obstgärten im Allgemeinen, aber auch jene des UOPSF sind vielfältig. Dieses Projekt setzt den Fokus auf Nahrungsmittelproduktion im städtischen Raum und verfolgt die Absicht die Widerstandsfähigkeit des Ernährungssystems von San Franciscos zu fördern. Die Gemeinschaft, vor allem jene mit geringeren Einkommen und prekärem Zugang zu Nahrungsmitteln, soll dabei miteinbezogen und gestärkt werden.

Ort & Raum 
Das UOPSF lässt sich schwer als Flächengröße fassen, da sich die zahlreichen Obstgärten in der gesamten Stadt verteilen und sehr unterschiedliche räumliche Aspekte aufweisen. Insgesamt wurden in etwa 200 Obstbäume an 23 verschiedenen Standorten in der Stadt gepflanzt. Im Allgemeinen gilt, dass Fruchtgehölze ausreichend Wasser brauchen und das vor allem in den ersten Jahren um ihr Wurzelwerk optimal entwickeln zu können. Eine Möglichkeit zur Bewässerung (Wasseranschluss oder Bewässerungssäcke) ist somit notwendig. Außerdem bedarf es  speziellen Werkzeugs, um die Bäume richtig pflegen können. 

Soziales
Es handelt sich beim UOPSF um ein öffentliches Programm der städtischen Forstwirtschaftsabteilung und des Klimaschutzfonds. Der Großteil der Obst- und Nussbäume befindet sich auf öffentlichen Flächen und ist somit Allen zugänglich. Einige Bäume stehen auf privatem Grund und sind somit unzugänglich. Jedoch wird ein Großteil der privaten Ernte an öffentliche Einrichtungen wie etwa Notunterkünften oder Tafeln gespendet. Grundstücksbesitzer*innen, engagierten Gruppen und öffentliche Einrichtungen können sich bei der Pflanzung und dem Erhalt von Obst- und Nussbäumen beteiligen. Die städtische Forstwirtschaftsbateilung bietet Jobtrainingsprogramme für Menschen mit Interesse an Baumpflege, denen die finanziellen Ressourcen für eine Ausbildung fehlen. 

Anbau und Ökologie
Es gibt vielfältige Sorten an Kern- und Steinobst, sowie Beeren und Nüsse. Einige davon sind  Apfel-, Birnen-, Feigen- und Zitronenbäume. Auf die Vielfalt der Obstsorten wird Wert gelegt, um die lokale Nachbarschaft mit möglichst diversen Obst- und Beerensorten zu bereichern und somit einen Beitrag zu ausgewogener Ernährung zu leisten.

Ökonomie
Das Programm UOPSF wird zum Teil über den San Francisco Carbon Fund (Klimaschutzfond) finanziert. Die Wohnungsbehörde kümmert sich zusätzlich um die Bäume und damit verbundene Kosten und bietet Weiterbildungsmöglichkeiten für Bewohner*innen an, um sie in der Pflege und bei der Ernte einzubinden. Die Früchte stehen der Öffentlichkeit zur Entnahme frei, wobei Aspekte der Selbstversorgung im Vordergrund stehen. Zudem wird ein Großteil der Früchte (sowohl von Bäumen auf öffentlichen als auch auf privaten Flächen) kostenlos an gemeinnützige Institutionen abgegeben.

Rechtliches
Die Bäume stehen hauptsächlich auf öffentlichen Flächen der Stadt.

Quellen:

Engler, C.; Großler, P.;Lorenz, J. et al.;Zweckverband Naturpark Südeifel Nordeifel (2015): Streuobst in den Naturparken Nord- und Südeifel online unter https://www.naturpark-eifel.de/de/projekte/detail/Rettet-die-Streuobstwiesen–24k/ 

GB*Gebietsbetreuung Stadterneuerung -Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 25 – Stadt-erneuerung und Prüfstelle für Wohnhäuser (2016): Essbares Floridsdorf online unter: https://www.gbstern.at/fileadmin/redaktion/PRESSE_UND_DOWNLOADS/Downloads/PDF-Dokumente/Essbares_Floridsdorf_2017.pdf 

Obststadt Wien: Website der Obststadt Wien https://wien.obststadt.at/faq.html

SF Environment: Urban Orchards online unter: www.sfenvironment.org/article/managing-our-urban-forest-types-of-urban-agriculture/urban-orchards 

Wiesmayr, Christoph: Kostbare Landschaften  www.kostbare-landschaften.at