Solawi Hackney London
Solidarische Landwirtschaft

Bei der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) – oder Community supported Agriculture (CSA) – handelt es sich um einen Zusammenschluss von landwirtschaftlichen Betrieben oder Projekten mit einer Gruppe privater Haushalte.

Dementsprechend bilden Erzeuger*innen gemeinsam mit Verbraucher*innen eine Wirtschaftsgemeinschaft, welche auf Solidarität und den Bedürfnissen der Menschen beruht. Die privaten Haushalte verpflichten sich, einen festgesetzten, meist monatlichen Beitrag an den Landwirtschaftsbetrieb zu zahlen und garantieren damit sowohl die Vorfinanzierung der Ernte, als auch deren Abnahme. Damit wird den Erzeuger*innen ermöglicht unabhängig von Marktzwängen bedürfnisorientiert zu wirtschaften. Die Erzeuger*innen verpflichten sich, einen festgesetzten Anteil der gesamten Ernte an jedes Mitglied abzugeben. Der persönliche Bezug zwischen Produzen*innen und Verbraucher*innen macht die gegenseitige Verantwortung bewusst. Die Verbraucher*innen erfahren somit, wie ihre Ernährungsentscheidung die Kulturlandschaft gestaltet, das soziales Miteinander fördert und Naturschutz und Artenvielfalt ermöglicht. 

Die Größe für Solidarische Landwirtschaftsprojekte ist nicht festgeschrieben, dennoch handelt es sich meist um größere Felder, die einen kontinuierlichen Ertrag zu ermöglichen in der Lage sind.  Ein Wasseranschluss muss gegeben sein, um die Pflanzen bestmöglichst versorgen zu können und deren Verkaufstauglichkeit zu garantieren. 

Eine SoLaWi unterstützt die ökologische Nahrungsmittelproduktion und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im landwirtschaftlichen Kontext. Dabei werden der Zustand der Böden, der Einsatz umweltfreundlicher Düngemittel und die natürliche Entwicklung beim Anbau und der Produktion von Gemüse, Obst und Kräutern berücksichtigt. Ausschlaggebend für eine gesunde Ernte ist ein gesunder Boden. Je nach Wirtschaftsweise des Betriebs wird der Boden entsprechend bearbeitet, basierend auf Prinzipien der Permakultur, der bio- dynamischen oder der organisch-biologischen Anbauweise. Bezüglich des Anbaus liegt der Schwerpunkt auf regionalen und alten Kultursorten um die Sortenvielfalt zu fördern. Biodiversität gilt als weiterer zentraler Bestandteil der SoLaWi.

Im Mittelpunkt einer SoLaWi steht die Beziehung zwischen Produzent*innen und Verbraucher*innen. Abseits von Supermärkten wird die Möglichkeit geboten eine persönliche Beziehung zu Erzeuger*innen aufzubauen und somit ein selbst- organisierter und -finanzierter, durchschaubarer Wirtschaftskreislauf geschaffen. Dabei stehen gemeinsamer Erfolg sowie gemeinsames Risiko dicht beieinander, da beide Parteien sowohl die Verantwortung für die Kosten, als auch das Risiko für die Ernte übernehmen. 

Im Rahmen einer Mitgliedschaft kann man sich als Verbraucher*in an Solidarischen Landwirtschaftsprojekten beteiligen und sowohl von der Ernte profitieren, als auch ein vom Markt unabhängiges Landwirtschaften unterstützen. Außerdem besteht meistens die Möglichkeit sich als freiwillige*r Helfer*in bei der Feldarbeit zu engagieren. Kern der Organisationsform ist, daß die Strukturen im gemeinsamen Prozess erarbeitet und erprobt werden. Ob Verein, Genossenschaft, Personen- oder Kapitalgesellschaft oder loser Zusammenschluss, wird von Betrieb und/oder Mitgliedern entschieden.

SoLaWi funktioniert ohne Zwischenhandel, das Geld bleibt somit bei den Erzeuger*innen. Entscheidend dabei ist, dass sämtliche mit der Produktion einhergehende Kosten durch die Mitgliedsbeiträge gedeckt werden können. Darunter fallen auch die Kosten für die Angestellten sowie das Einkommen der Landwirt*innen aber auch Ernteausfälle.

Die Alltagsorganisation eines SoLaWi Betriebs und das stark saisonale Angebot gelten als größte Herausforderung für viele Betriebe. Potentielle Nachteile einer CSA können folgende sein: Zubereitungszeiten, Preisunterschiede zu konventionellen Produkten, beschränkte Öffnungs- und Lieferzeiten.

Beispiel 1: GeLa Ochsenherz Gärtnerhof (Österreich)

Bild: Gela Ochsenherz

Link: http://www.ochsenherz.at 
Laufzeit: seit 2011 als CSA Projekt 

Kurzbeschreibung: GeLa Ochsenherz ist ein solidarisches Landwirtschaftsprojekt in Gänserndorf bei Wien. Das Projekt funktioniert als Verein mit über 300 Vereinsmitgliedern. Die Landwirt*innen sind für die Landwirtschaft zuständig, sie säen, pflegen und ernten das Gemüse und die restlichen Mitglieder beteiligen sich auf vielfältige Weise und stellen zudem das notwendige Geld zur Verfügung. Biodiversität, Regionalität und Solidarität stehen im Mittelpunkt des solidarischen Landwirtschaftsprojekts. 

Entstehungsgeschichte:  Der Ochsenherz Gärtnerhof ist ein demeter- Gemüsebetrieb, der bis 2010 als direktvermarktender Marktfahrbetrieb tätig war und seit 2011 die ersten österreichische CSA bzw. Solidarischen Landwirtschaft ist. Diese Neuausrichtung als CSA ermöglichte es dem Betrieb, den arbeitsintensiven, kleinteiligen Gemüseanbau beizubehalten, der unter marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht weiter aufrechtzuerhalten gewesen wäre. 

Zielsetzungen: Ziel des Projektes ist es in Solidarität zu landwirtschaften, d.h. für faire Löhne und gleichzeitig erschwingliche Ernteanteile durch Selbsteinschätzung des Beitrags zu sorgen. Die Artenvielfalt ist eine weitere Priorität von GeLa Ochsenherz, es werden bereits über 60 Gemüsesorten und Kräuter angebaut und etwa 150 eigens veredelte Obstbäume wurden gepflanzt. Ziel ist es zudem, mittels samenfester Sorten die Sicherung der Ernährungssouveränität zu gewährleisten.

Ort und Raum
Der GeLa Ochsenherz Gärtnerhof produziert auf einer Fläche von etwa 11 Hektar. Auf dem Gelände des Gärtnerhofs befinden sich ein großräumiges Gewächshaus für die Aufzucht der Jungpflanzen (1000 m²) und ein Folientunnel für Feingemüse (2000 m²). Zudem gibt es eine große Arbeits- und Lagerhalle, in der die Ernte sowohl verarbeitet als auch gelagert werden kann. Hier werden auch Geräte und Maschinen gelagert. Nebenan befindet sich ein Aufenthaltsgebäude mit einer Gemeinschaftsküche, Badezimmer und Arbeitsplätzen. 

Anbau und Ökologie
Es werden etwa 80 verschiedenen Gemüse- und Kräuterarten mit zum Teil einer Vielzahl von Sorten angebaut (ca. 20 verschiedene Paprika- und Tomatensorten). Außerdem werden am Gärtnerhof viele Raritäten angebaut, wie z.B. Erdmandeln, Haferwurzeln, Zuckerwurzeln, Malabarspinat, Yacon, Knollenziest, Cardy, Physalis, Tomatillo und viele mehr. Die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl der Sorten sind Geschmack und regionale Anbaueignung, . Beim Gemüse werden ausschließlich samenfeste Sorten verwendet, wobei viele im Betrieb weiter vermehrt und entwickelt werden. Der Gärtnerhof arbeitet nach den Richtlinien der Biologisch- Dynamischen Landwirtschaft oder Demeter Landwirtschaft. 

Soziales
Der Gärtnerhof ist als Verein organisiert und nutzt soziokratische Methoden. Man kann sich in Form einer Mitgliedschaft, oder lediglich als freiwillige*r Helfer*in am GeLa Ochsenherz Projekt beteiligen. Es gibt einen wöchentlichen Mitarbeits- Tag und einen Aktionstag pro Monat. Ernteteiler*innen haben zudem die Möglichkeit an den monatlichen Gremiumstreffen teilzunehmen und so gemeinsam Ideen zu sammeln und auszutauschen. Zudem kann man sich als Vereinsmitglied sowohl bei der Ernte engagieren, als auch bei deren Verteilung und Lieferung.

Hof-Aktionstage und weitere Veranstaltungen bieten auch für Nichtmitglieder die Möglichkeit sich zu beteiligen. Ziel ist es, durch die Mitarbeit am Gärtnerhof eine Vorstellung von Wissen und Pflege, die hinter vielfältigem Gemüse stecken, zu vermitteln. Wissen über Gemüseanbau, vor allem aber über die demeter- Anbauweise werden im Rahmen der gemeinsam Feldarbeit erläutert und erprobt. Die vielen Jahre an Erfahrung und an gesammeltem Wissen über bio- dynamischen Anbau von Sortenraritäten gilt es an interessierte Menschen weiterzugeben. 

Ökonomisches
Finanziert wird der Betrieb hauptsächlich über Ernteanteile (80%). Die restlichen 20% vom Betriebsbudgets (Jahresbudget ca. 380.000 €) werden durch den Verkauf von Jungpflanzen aufgestellt. Am Betrieb sind insgesamt 14 Menschen beschäftigt (entspricht ungefähr 8 Vollzeitbeschäftigungen). Die Ernteanteile haben keine fixen Preise, der Richtwert liegt bei 100€ im Monat. Der Bezug von Gemüse kann zudem voll oder teilweise mit Mitarbeit am Hof bezahlt werden. Die Menge der Ernte wird auf die Anzahl der verbindlichen Abnehmer*innen abgestimmt. Von insgesamt 350 Mitgliedern werden je die Hälfte ganzjährig bzw. halbjährig mit der Ernte versorgt. Für die Ganzjahres- Versorgung stehen Lagergemüse und auch haltbar Gemachtes aus Überschüssen vom Sommer zur Verfügung. Die wöchentliche Ernte wird unter die Mitglieder der ganzen Gemeinschaft verteilt. Die Ernte kann direkt vom Gärtnerhof oder den unterschiedlichen Verteilstationen bezogen werden. Je nach Standort gibt es freie Entnahme nach einer Liste oder fertig gepackte Kisten.

Beispiel 2: Growing Communities/ Patchwork Farm (GB)

Bild: Growing Communities (website)

Link: https://www.growingcommunities.org/hackney-patchwork-farm
Laufzeit: seit 1997

Kurzbeschreibung: Growing Communities ist eine Gemeinschaftsorganisation, die sich als CSA Projekt (Community supported Agriculture) versteht. Mit Sitz in Hackney, Nord London besteht Growing Communities aus zwei Farmen, der Dagenham Farm und der Patchwork Farm. Letztere wird in diesem Beispiel näher beschrieben, da sie im Hinblick auf städtischen Raum von Relevanz ist. Die Patchwork Farm besteht aus neun kleineren Gemüse- Betrieben, die sich in Hackney verteilen und allesamt eine praktische Alternative zum aktuellen, Markt- dominierten Ernährungssystem bieten.

Entstehungsgeschichte: Growing Communities wurde von einer Gruppe von Freunden vor etwa 20 Jahren als Community Supported Agriculture Programm ins Leben gerufen. Zu Beginn waren 30 Familien an dem Programm beteiligt und auf einer Farm in Süd-Ost England wurde Gemüse angebaut.

Die Patchwork Farm nahm ihren Anfang 1997 mit einer Demonstrationsanlage im Clissold Park, London. Nach Sanierung des Parks 2001 wurde ein Folientunnel errichtet und seither wird dort Gemüse angebaut. Ein weiterer Gemüse-Standort entstand 2001 im Springfield Park, Londons. 2004 wurde wieder ein neuer Standort mit zahlreichen Hochbeeten, Obstbäumen und Kräuterbeetenhinzugefügt. In den darauffolgenden Jahren wurden 9 weitere kleine Park-Standorte zur Patchwork Farm hinzugefügt (und einige davon auch wieder beendet).

Zielsetzungen: Ziel von Growing Communities und der Patchwork Farm ist es, die städtische Gemeinschaft auf faire und nachhaltige Weise mit biologischem Obst und Gemüse zu versorgen. Außerdem sollen sichere und faire Strukturen für Landwirt*innen und Erzeuger*innen geschaffen werden, die das Fundament eines nachhaltigen Landwirtschaftssystems bilden sollen.

Ort und Raum
Die Patchwork Farm besteht aus neun kleinen Gemüseanbaubetrieben im Londoner Stadtteil Hackney, mit einer bewirtschafteten Gesamtfläche von 580 m². Zusätzlich gibt es noch 5 kleine Parzellen in denen Kräuter und Gemüse angebaut werden, die insgesamt eine Größe von 150 m² aufweisen. Die unterschiedlichen Felder bilden eine diverse Infrastruktur: Hochbeete, Folientunnel bzw. Gewächshaus, Öko- Klassenzimmer für Bildungsvermittlung, Komposttoilette und begrünte Dächer.

Anbau und Ökologie
Im Rahmen von Growing Communities werden verschiedenste Gemüse- und Obstsorten, Nuss- und Beerensträucher, sowie vielfältige Kräuter und Salate angebaut. Der Anbau erfolgt nach biologischer Wirtschaftsweise, auf den Gebrauch von chemischen Dünge- und Spritzmitteln wird verzichtet. Der Boden wird auf möglichst schonende Weise bearbeitet. Dadurch fördern sie die Biodiversität und bieten insbesondere Schmetterlingen, Vögeln und Insekten ein angemessenes Habitat.

Soziales
Die Patchwork Farm ist als NGO organisiert.  Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten sich zu beteiligen: Mitgliedschaft, Freiwilligenarbeit oder als Trainee; Mitglieder können an der jährlichen Versammlung teilnehmen und somit Entscheidungen mittragen. Begegnungsmöglichkeiten gibt es im Rahmen der freiwilligen Mitarbeit- an zwei Standorten gibt es je einen Tag in der Woche, an dem Alle dazu eingeladen sind mitzuarbeiten. Dabei können sowohl neue Fähigkeiten für den Gemüseanbau erlernt, als auch neue Bekanntschaften geschlossen werden. Auch an den Abholstellen der Biokisten bietet sich die Möglichkeit Menschen zu begegnen. Growing Communities bietet Trainee-Programme für Erwachsene und Kinder an, um das Wissen und die Erfahrung rund um den ökologischen Gemüseanbau weiterzugeben. Außerdem werden regelmäßig Touren an unterschiedlichen Standorten der Patchwork Farm angeboten, um Interessierten Einblick in die Arbeit und Vision zu ermöglichen.

Ökonomisches
Growing Communities und somit auch die Patchwork Farm werden aus selbst erwirtschafteten Mitteln finanziert, hauptsächlich über die Mitgliedsbeiträge und den Verkauf von Gemüse am Bauernmarkt. Zusätzlich dienen Spendengelder und externe Förderungen zur Finanzierung des Patchwork Farm Programms. Insgesamt gibt es ca. 30 Teilzeit-Mitarbeiter*innen. Die Ernte wird einerseits am Growing Communities Farmers’ Market (seit 2003) verkauft und andererseits in Form von Biokisten an Mitglieder verteilt. Diese können an verschiedenen Standorten in der Stadt abgeholt werden. Die Erzeugnisse für die Box kommen sowohl von der Patchwork Farm, als auch von der Dagenham Farm; manchmal auch von Partner- Farmen aus der Region.

Rechtliches
Die Patchwork Farm ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Beispiel 3: Kooperative GartenCoop Freiburg (Dt)

Bild: Kooperative Gartencoop Freiburg

Link: https://www.gartencoop.org/tunsel/ 
Laufzeit: 2009 gegründet, Gemüseanbau seit 2011

Kurzbeschreibung: Die Garten Coop Freiburg ist eine Kooperative der Solidarischen Landwirtschaft und  besteht aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und einem Verein mit etwa 300 Mitgliedern, die das Projekt solidarisch finanzieren und somit ermöglichen. Die Initiative zeichnet sich durch ihren selbstorganisierten, basisdemokratischen Charakter aus. 

Entstehungsgeschichte: Auf Initiative von Gärtner*innen, Landwirt*innen, Klimaaktivist*innen und Aktivist*innen anderer sozialer Bewegungen wurde im Jahr 2009 die Kooperative GartenCoop Freiburg gegründet und seit 2011 wird eine Fläche von 9 Hektar für den Gemüseanbau bearbeitet.

Zielsetzungen: Ziel der Kooperative ist es einerseits, eine ökologische, regionale und ressourcenschonende Landwirtschaft auf Basis samenfester Kulturen zu betreiben und andererseits, eine solidarische Wirtschaftsgemeinschaft unabhängig vom dominant kapitalistischen Marktgeschehen zu schaffen.   

Baulich- räumliche Organisation
Die Garten Coop Freiburg baut auf einer Fläche von 9 Hektar Gemüse an. Neben den Feldern gibt es Folientunnel, sowie Lagerräume für die Ernte, Sortierhallen und Maschinenhallen. 

Anbau und Ökologie
Es werden ausschließlich samenfeste Sorten angebaut, wobei der Fokus auf Gemüseanbau liegt. Zudem werden auch Obst und Kräuter angebaut. Es wird ein konsequent ökologischer Anbau verfolgt, der auf Saisonalität setzt. Der Gemüseanbau wird mittels möglichst ressourcenschonender und klimabewusster Methoden betrieben. Im Kontext der Biodiversitätsförderung werden sowohl Umwelt- als auch Tierschutz als zentrale Bestandteile des Projektes verfolgt. 

Soziales
Die GartenCoop ist als Verein organisiert. Die Mitglieder der Kooperative haben die Möglichkeit sich bei der Arbeit auf dem Hof zu beteiligen, wobei der Fokus sowohl auf Ernte- und Pflegearbeit, als auch auf der Verteilung von Gemüse liegt. Es gibt einen vorgegebenen Richtwert von 5 halben Arbeitstagen pro Jahr, wobei ebenso wie bei den Beitragskosten ein individuell unterschiedliches Engagement möglich ist. Im Rahmen von Aktionstagen und Hoffesten werden Möglichkeiten der Begegnung geboten und somit auch der Zugang für nicht-Mitglieder. Außerdem ist es ein großes Anliegen der Kooperative, sich mit anderen regionalen und internationalen Solidarischen Landwirtschaften zu vernetzen. 

Die Garten CoopFreiburg versteht Bildungs- und Wissensvermittlung als zentralen Bestandteil der Initiative. Im Kontext von Pflanz- Aktionstagen, Hofführungen und Festen werden Bildungsinhalte bezüglich ökologischem Anbau und sozialer Organisation vermittelt und die Möglichkeit zum Wissensaustausch geboten. Außerdem werden auf der Website der Kooperative wissenschaftliche Arbeiten und Ressourcen rund ums Thema Solidarische Landwirtschaft zur Verfügung gestellt. 

Ökonomisches
Finanziert wird das Projekt durch die Mitgliedsbeiträge (einschließlich Arbeitszeit), welche sich nach den individuellen Möglichkeiten richten. Dementsprechend ist kein Festpreis vorgegeben, sondern jedes Mitglied zahlt soviel wie ihr*ihm möglich ist. Die laufenden Kosten der Kooperativen liegen aktuell bei rund 290.000 Euro pro Jahr, die solidarisch von den 290 Mitgliedern aufgebracht werden. Die Ernte wird unter den Mitgliedern der Kooperative aufgeteilt. Das Gemüse wird in Kisten aufgeteilt und kann an 17 verschiedenen  Standorten von Mitgliedern abgeholt werden. 

Rechtliches
Im Kontext der Mitgliedschaft gelten die vorgegebenen Richtlinien der Beitrittserklärung. Das Land ist gepachtet und die im Pachtvertrag getroffenen Vereinbarungen beeinflussen die Möglichkeiten am Betrieb.

Beispiel 4: Brooklyn Grange- Long Island City Farm (USA)

Bild: Brooklyn Grange

Link: https://www.brooklyngrangefarm.com/csa 
Laufzeit: seit 2010

Kurzbeschreibung: Die Long Island City Farm ist eine der drei Dachgärten bzw. Farmen von Brooklyn Grange, des bisher größten Dachgarten-Business der Welt mit Sitz in New York City. Die Long Island City Farm befindet sich auf dem Gebäudedach des ehemaligen Standard Motors Building im New Yorker Stadtteil Queens. Neben der wirtschaftlichen Ausrichtung der Long Island City Farm richtet sich deren Fokus auf die Gemeinschaft. Die Farm bietet zudem ein CSA Programm, das mittlerweile etwa 60 Mitglieder umfasst. Der wöchentlichen Anteil der Ernte der Long Island City Farm kann vor Ort von den Mitgliedern abgeholt werden. Anders als bei anderen CSA-Projekten wird nur ein kleiner Teil der Ernte über Ernteanteile vergeben.

Entstehungsgeschichte: Die Long Island City Farm wurde 2010 gegründet und war somit die erste Dachfarm von Brooklyn Grange. Die Farm entstand als eine öffentlich-private Kooperation im Rahmen eines Sanierungsprogramms des damaligen New Yorker Bürgermeisters Bloomberg. 

Zielsetzungen: Das Ziel ist es, ein finanziell nachhaltiges Modell für Urbane Landwirtschaft zu schaffen, das sowohl in der Lage ist die Gemeinschaft mit gesunden Lebensmittel zu versorgen, als auch einen nachhaltigen Beitrag für das Ökosystem zu leisten. Die Vision der Long Island City Farm ist es, durch lokalen, ökologischen Gemüseanbau die Stadt New York nachhaltiger zu gestalten. 

Ort und Raum
Die Long Island City Farm befindet sich auf dem Dach des historischen Gebäudes Standard Motors Building und ist insgesamt 4.200 m² groß. Für die 2.790 m2 Anbaufläche wurden ca. 550 Tonnen Erde auf das Dach gebracht.  Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten wird ausschließlich in Pflanztrögen angebaut.

Anbau und Ökologie
Eine Vielfalt an unterschiedlichen Gemüsesorten, Salat und Kräutern werden angebaut. Zu den beliebtesten Arten gehören: Blattgemüse, wie Rucola und Asia Salate und Tomaten. Außerdem werden Paprika, Melanzani, Kohl, Karotten, Pastinaken, Radieschen, Physalis, Pak Choi, Bohnen und noch viele andere Gemüsesorten angebaut. Zusätzlich werden im Glashaus das ganze Jahr über Microgreens  angebaut. Es wird nach ökologischen Prinzipien angebaut und auf chemisch- synthetische Dünger, Pestizide und Herbizide verzichtet.Teil der Vision von Brooklyn Grange und der Long Island City Farm ist es, die Biodiversität zu fördern. Deshalb gibt es einen Bereich, in dem ausschließlich Wildblumen für das CSA Programm angepflanzt werden. Zusätzlich wurden zahlreiche Bienenstöcke auf den Dächern installiert. 

Soziales
Die Long Island City Farm ist ein Unternehmen (kommerzielle Stadtfarm). Es besteht die Möglichkeit sich im Rahmen einer Mitgliedschaft am CSA Programm der Long Island City Farm zu beteiligen. Die Beteiligung beschränkt sich ausschließlich auf die wöchentliche Bereitstellung der Ernte für Mitglieder; freiwillige Mitarbeit auf der Farm wird im Vergleich zu anderen Solidarischen Landwirtschaftsprojekten nicht erwartet.   Die Long Island City Farm veranstaltet jeden Samstag von Mitte Mai bis Oktober einen Markt und ist somit wöchentlich der Öffentlichkeit frei zugänglich. Neben dem Kauf von Gemüse, Kräutern, Salat und Blumen besteht damit die Möglichkeit die Farm näher kennenzulernen und Gleichgesinnten zu begegnen. Außerdem gibt es regelmäßige Abendessen, die sog. Butcher Paper Dinner series, an denen 60 Personen an einem gemeinsamen Abendessen auf der Farm teilnehmen können (gegen Bezahlung).   

Es werden zahlreiche Veranstaltungen, Bildungsprogramme und Beratungsformate im Kontext nachhaltiger Urbaner Landwirtschaft und Dachbegrünung angeboten. Den Schwerpunkt der Wissensvermittlung bildet die Förderung einer gesunden und starken lokalen Gemeinschaft. Zudem werden Workshops für Jugendliche und Erwachsene angeboten, in denen etwa Stoffe mit Pflanzen eingefärbt werden oder Gerichte gemeinsam zubereitet werden. Exkursionen und Touren im Rahmen von Sommercamps für Kinder und Jugendliche bilden einen weiteren Bestandteil der Wissensvermittlung.

Ökonomie
Die Long Island City Farm wurde aus einer Kombination von privatem Eigenkapital, Darlehen, Wohltätigkeitsveranstaltungen und über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter.com finanziert. Die mittlerweile gewinnbringenden Einträge fließen in das Programm zurück. Zusätzlich wird Einkommen über Lieferungen an Restaurants generiert, oder durch die Beherbergung von Firmenveranstaltungen, Hochzeiten, Yogakursen und Dinner Parties. Als kommerzielle Stadtfarm vekauft das Unternehmen die Ernte hauptsächlich an Bewohner*innen des Stadtteils, u.a. am wöchentlichen Markt in der Long Island City Farm. Ein kleinerer Anteil der Ernte steht den Mitgliedern des CSA Programms zu, welche ihren Ernteanteil an einem Tag in der Woche von der Farm selbst abholen. Ein weiterer Teil der Ernte wird an Restaurants und Geschäfte verkauft.

Rechtliches
Die Long Island City Farm hat einen Mietvertrag von 15 Jahren.

Quellen:

Maschkowski, Gesa; Barth, Alice; Köngeter, Alexandra (2017): Solidarische Landwirtschaft – Austrittsgründe aus Perspektive ehemaliger Mitglieder – eine Analyse aus haushaltswissenschaftlicher Perspektive, Posterpräsentation anlässlich der 57. Jahrestagung der GEWISOLA (Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaues e.V.) und der 27. Jahrestagung der ÖGA (Österreichische Gesellschaft für Agrarökonomie) „Agrar- und Ernährungswirtschaft zwischen Ressourceneffizienz und gesellschaftlichen Erwartungen“ Weihenstephan, 13. bis 15. September 2017. online unter: http://ageconsearch.umn.edu/record/262180/files/Maschkowski_221.pdf 

Simpfendörfer, Christoph (2017): Solidarische Landwirtschaft – Verbraucher gestalten Land(wirt)schaft, in: Kost, Susanne; Kölking Christina; 2017:  Transitorische Stadtlandschaften. Welche Landwirtschaft braucht die Stadt?, Springer Fachmedien, Wiesbaden.