Waldgarten

Pflanzen unterschiedlicher Wuchshöhe, die an einem Fleck wachsen, können einander Windschutz, Feuchtigkeit, Nährstoffe, Halbschatten und viele Nützlingsgemeinschaften bieten, die eine frei stehende Pflanze nicht hat. Je nach Nährstoffbedarf, Höhe und Wurzelraum gibt es viele unterstützende Kombinationen von mehrjährigem und essbarem Stockwerksanbau für einen Waldgarten.

Beschreibung
Waldgärten weisen Parallelen mit der Struktur von Wäldern auf. Ein Waldgarten besteht vorwiegend aus essbaren Pflanzen, die sich in mehreren Vegetationsschichten zum Teil überlagern. Diese Schichten bestehen aus Bäumen, Sträuchern, Stauden, Gemüse und einjährigen Kräutern, die allesamt langfristig miteinander angebaut und geerntet werden können (Vgl. Universität Potsdam, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie, 2019). Mit zunehmendem Alter des Waldgartens wächst dessen Vielfalt an Gemüse, Obst, Salat, Kräutern, Beeren und Nüssen. Das Ziel eines urbanen Waldgartens ist es, einen dauerhaften waldartigen Vegetationsbestand aufzubauen um möglichst naturnahe und multifunktionale Bedingungen zu garantieren. Das bedeutet: neben der langfristigen Aufwertung eines Standortes durch Bodenschutz und biologische Vielfalt, kann der Waldgarten ebenso einen positiven Beitrag zum Stadtklima leisten. Denn die mehrschichtige Vegetation erzeugt großflächigen Schatten, dadurch kommt es zu einer höheren Wasserspeicherung im Boden und somit zu einem höheren Vegetationsbestand. Außerdem trägt der Waldgarten durch gemeinschaftliches Gärtnern zum nachbarschaftlichen Miteinander bei und kann zusätzlich für Umweltbildung und Wissensaustausch genutzt werden. 

Was braucht es dafür?
Die Größe eines Waldgartens ist nicht festgelegt . Bereits ein einzelner Obstbaum mit multifunktional bepflanzter Baumscheibe kann die vielen Funktionen eines Waldgartens erfüllen, bis hin zu größeren Flächen von 50m² aufwärts. 

Die Voraussetzung zur Bewirtschaftung eines Waldgartens ist ein unversiegelter, offener Boden. Dementsprechend ist der Bodentyp und dessen Beschaffenheit im Hinblick auf die Artenauswahl von großer Wichtigkeit. Da im urbanen Raum selten eine ideale Ausgangssituation gegeben ist, müssen oftmals entsprechende Maßnahmen zur Bodenvorbereitung und –verbesserung getroffen werden. Eine weitere Grundvoraussetzung für die Etablierung eines Waldgartens ist die Verfügbarkeit von Wasser. Idealerweise sollten Bewässerungssysteme, die auf Regenwasser zurückgreifen, in Betracht gezogen werden. Die Intensität der Sonneneinstrahlung beeinflusst die Ausbildung des Waldgartens, dementsprechend sollten u.a. schattentolerante Arten gewählt werden.  

Dann entsteht…
Ein Waldgarten besteht aus 100 bis 200 Pflanzenarten mit vielfältigen Wuchsformen. Die daraus resultierende Vielfalt an Pflanzen mit unterschiedlichen Blüh- und Erntezeiten bietet zudem Lebensräume für zahlreiche Tierarten, etwa Insekten, Vögel und kleine Säugetiere.  Durch die mehrfachen Schichten eines Waldgartens ist ebenso ein hohes Produktionspotenzial gegeben, da die Kombination vielfältiger Pflanzenarten und –sorten eine kontinuierliche Ernte an Gemüse, Früchten und Kräutern während der Vegetationszeit ermöglicht. Ein weiterer ökologischer Aspekt ist jener der natürlichen Schädlingskontrolle, wobei unterschiedliche Pflanzen so angeordnet werden, dass eine positive Wechselwirkung auftreten kann.   

Wie gehen wir es an?
Um Waldgärten auf Dauer anzulegen und so ökologisch wertvolle und essbare Wälder zu schaffen, ist es erforderlich langfristige Gemeinschaften und Beteiligungsformen zu entwickeln. Bezüglich Nutzungsbedingungen des Waldgartens gibt es je nach Art der Initiierung vorgegebene oder gemeinsam erarbeitete Regeln, welche den Rahmen des gemeinschaftlichen Gärtnerns festlegen. Abgesehen vom gemeinschaftlichen Gärtnern bietet der Waldgarten Raum für Bildung, sowie für interkulturelle und integrative Begegnung. Ein Waldgarten kann unterschiedliche Funktionen, die u.a. im ökonomischen Kontext erfasst werden können, aufweisen: angefangen von der Lebensmittelproduktion über pädagogische Werte, hin zur Erholungsfunktion (Bauer 2013). Der Anbau von Lebensmitteln in urbanen Waldgärten kann zwar lediglich einen geringen Beitrag zur Lebensmittelversorgung leisten, dafür aber einen großen Beitrag zur Sensibilisierung der urbanen Bevölkerung für gesunde Ernährung (http://urbane-waldgaerten.de).  Vorweg gilt es das Besitzverhältnis des Gebiets zu klären auf dem der Waldgarten entstehen soll. Als öffentliches Projekt ist eine Fläche im Besitz der Stadt mit entsprechender Zustimmung der Stadtverwaltung zu bevorzugen. Dennoch können private Grundstücke ebenso nach Einverständniserklärung der Eigentümer*innen in Betracht gezogen werden. 

Beispiel 1 – Holma (Schweden)

www.skogstradgardensvanner.se 
Laufzeit: seit 2004
Bild: Philipp Weiss

Kurzbeschreibung: Der Waldgarten Holma gilt als Schwedens einziger Versuchswaldgarten, in dem verschiedene Anbaumethoden und die Verwendung unterschiedlicher Pflanzenarten ausprobiert und aufgezeigt werden. Der Fokus des Waldgartens liegt u.a. auf der Generierung von Bildung und Wissensaustausch. Diesbezüglich finden unterschiedlichste Aktivitäten in Form von Kursen, Vorträgen, geführten Wanderungen, Studienkreisen, Aktivitätstagen, Newslettern und unterschiedlichsten Entwicklungsprojekten statt (Bauer, 2013).

Entstehungsgeschichte: Der Waldgarten befindet sich auf Flächen der Stiftung Holma, welche 1998 vom Agronom Gunnar Videgård mittels Spende des Holma Hofes gegründet wurde (Bauer, 2013). Vision der Stiftung ist es gemeinnützige Tätigkeiten mit holistisch- ökologischem Ansatz zu unterstützen und umzusetzen. Finanziert ist die Stiftung durch Einnahmen des Hofes, etwa durch Mieteinnahmen, Spenden und den Verkauf von Bioprodukten (Wandt, 2012). 

Zielsetzungen: Ziel des Waldgartenprojektes ist Inspiration und Wissen zu vermitteln und Menschen in die Entwicklungsarbeit des Waldgärtnerns einzubinden. Der Waldgarten Holma ist der Öffentlichkeit zugänglich und gilt daher als Demonstrationsanlage, welche zur Wissensverbreitung, Bildungs- und Entwicklungsarbeit beitragen soll. 

Ort & Raum 
Der gesamte Waldgarten umfasst eine Fläche von 5000 m². Der Kernbereich des Gartens ist in sechs Bereiche geteilt, welche anhand unterschiedlicher Konzepte mit Obst- und Nussbäumen, Beerensträuchern und selbstaussäenden Gemüsepflanzen bepflanzt sind. Die unterschiedlichen Kernbereiche zeichnen sich durch ein bestimmtes Thema und einen jeweils eigenen Charakter aus. 
Versammlungsplatz: im Herzen des Gartens befindet sich eine Wiese mit einer Feuerstelle, welche Raum für gemeinsames Verweilen bietet. Im Waldgarten gibt es eine Freiluftküche mit einem Lehmofen und einer Sitzrunde. Das Grundstück weist ein Netz von unversiegelten Wegen und kleineren Pfaden auf, um das Betreten der Pflanzenbeete zu vermeiden. Die Komposttoilette ist für Besucher*innen des Waldgartens zugänglich und dasGewächshaus wird – neben dem Vorziehen der Jungpflanzen – als Tagesstätte für Menschen mit Behinderungen genutzt.

Soziales
Nach Auslaufen der Förderungen kam es zur Gründung des Vereins (2009) mit folgenden Aufgabenbereichen: Management und Entwicklung des Waldgarten sowie Wissensvermittlung. Der Waldgarten ist der Öffentlichkeit zugänglich und hat eine hohe soziale Funktion, da er als Treffpunktes für Menschen mit nachhaltiger Lebenseinstellung und Neugierde an alternativer Lebensmittelproduktion gilt. Jede private oder juristische Person kann Mitglied im Verein werden. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt ca. 5,70 € (50 SEK). Für die Arbeiten von Gestaltung über Erhaltungsarbeit bis hin zu Organisatorischem gibt es fünf Arbeitsgruppen: Pflanzen, Projekte, Strategien, Besichtigungen und Aktivitäten. An der Organisation des Waldgartens sind wenige aktive Vereinsmitglieder beteiligt. Aktivitäten gibt es in Form von Kursen, Vorträgen, geführten Wanderungen, Studienkreisen, Aktivitätstagen, Newslettern und unterschiedlichsten Entwicklungsprojekten dienen der Wissensvermittlung.

Anbau und Ökologie
Angebaut werden Kräuter, (Beeren)Sträucher, Nuss- und Obstbäume, Gemüse und Salat. Der Waldgarten wird ökologisch bewirtschaftet und richtet sich nach Prinzipien der Permakultur (ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit). Die Biodiversitätsförderung steht dabei im Mittelpunkt. Es gibt sechs gestaltete Kernbereiche, die jeweils ca. 200 m² große, leicht erhobene räumliche Einheiten bilden und eine Cashewform aufweisen. Mit der konkaven Seite nach Süden zeigend wird ein wärmerer, sonniger Mikroklima-Bereich gewährleistet, wobei die nördliche Seit von Bäumen dominiert wird. Dieses Pflanzkonzept entspricht in etwa einer Waldrandsituation mit niedrigerem Vegetationsbestand Richtung Süden (Bauer 2013)

Die unterschiedlichen Kernbereiche fördern  die Biodiversität. Es gibt folgende Schwerpunkte: Kraut Lund mit mehrjährigen bzw. selbstaussäenden krautigen Pflanzen (südliche Lage); Minzen Lund mit robusten, aromatischen Kräutern die zur Bodenbedeckung dienen; Harter Lund mit kälteresistenten Pflanzen, vorwiegend Hölzern; Gemüse Lund mit spärlicher Baum- und Strauchschicht wo Gemüse in unter Bäumen angelegten Beeten wächst, und einen Lund, in dem unterschiedliche Baumschnittmethoden ausprobiert werden. Zusätzliche Gestaltungselemente bestehen aus Nuss Wald, Wasser, Pergola, Windschutzpflanzung, Trockenwiese und Gründünungspflanzen.

Ökonomie
Finanziert wird das Projekt der Stiftung Holma mit EU- Förderung für die Entwicklung des ländlichen Raumes. Dieses Geld war für einen festgelegten Zeitraum von 2 Jahren vorgesehen. Nach Auslaufen der Förderung wurde der Waldgarten über Abhaltung von Volkshochschulkursen am Leben erhalten bevor es zur Gründung eines Vereins kam.  Der Großteil der Arbeit geschieht an den Aktivitätstagen, an denen meist zwischen 10 und 20 Leute anwesend sind. Der Garten selbst lukriert derzeit keine finanziellen Mittel, was auf Zeitmangel und die wenigen verfügbaren Mitwirkenden zurückzuführen ist. Dennoch besteht Potenzial mit dem Garten Geld zu verdienen. Der momentan größte Output des Waldgartens ist Wissen. Die Ernte dient bisher nur der Selbstversorgung. 

Rechtliches
Der Waldgarten befindet sich auf Flächen der Stiftung Holma. In Absprache mit der Stiftung Holma hat der Verein die Verantwortung für den Aufbau, Unterhalt und Weiterentwicklung des Holma Waldgartens zu einem Experimentier- und Schaugarten übernommen. Zusätzlich hat sich der Verein dazu verpflichtet für das Waldgartenkonzept als planerisches Konzept einer nachhaltigen Gesellschaft einzustehen und das Wissen und die Erfahrung der Waldgärtnerei zu verbreiten. 

Beispiel 2 – Waldgarten Allhartsberg (Ö)

www.gega4all.at 
Laufzeit: seit Herbst 2013
Bild: Christian Dorninger

Kurzbeschreibung: Der Waldgarten Allhartsberg in Niederösterreich liegt rund um einen Gemeinschafts- Gemüsegarten am Dorfrand und ist der Öffentlichkeit zugänglich: Der Waldgarten lädt Menschen dazu ein, sich bei der Pflege und Ernte zu beteiligen. Dabei sollen Erfahrungen und Wissen rund um die Waldgärtnerei gesammelt und ausgetauscht werden können. Neben den vielen Vorteilen für den Menschen, bietet der Waldgarten auch Lebensräume für Wildtiere und Insekten. 

Entstehungsgeschichte: Der Gemeinschaftsgarten wurde im Januar 2013 vom Verein AJAX (Alternative Jugend Allhartsberg) in Kooperation mit der Marktgemeinde Allhartsberg und dem Verein Die Muntermacher initiiert. Der Waldgarten wurde im darauffolgenden Herbst geplant und umgesetzt. 

Zielsetzungen: Primäres Ziel des Waldgartens ist es, Interessierten die Möglichkeit des naturnahen Gärtnerns zu bieten und so den Bezug zu gesundem, selbstgepflanzten Essen zu fördern. Der Garten soll als Gemeingut dienen, das allen offen steht und durch alle nutzbar ist. Wissenserwerb und -austausch sind oberstes Ziel.

Ort & Raum 
Der gesamte Bereich des Gemeinschaftsgartens umfasst ca. 1500 m². Es gibt ein Glashaus zum Vorziehen der Jungpflanzen und einen Solar- Holzfeuer- Dörrer, der sowohl durch Sonnenenergie über einen Kollektor als auch über Holzfeuer durch einen kleinen integrierten Ofen betrieben werden kann. Seit Anfang 2014 gibt es einige Bienenstöcke, um die sich eine kleine Gruppe der Gartengemeinschaft kümmert.

Soziales
Der Garten ist als Verein organisiert, öffentlich zugänglich und wird gemeinschaftlich gestaltet, geplant und organisiert. Neben dem großen Gemeinschaftsbereich wo alle gemeinsam anbauen, pflegen und ernten gibt es auch Einzelparzellen für Familien, Einzelpersonen und Gruppen, die selbst Ihre eigenen Erfahrungen mit naturnahem Gärtnern machen möchten. Im Rahmen von geplanten Aktionstagen können sich Menschen aktiv an der Bepflanzung und Pflege des Gartens beteiligen. Ziel des Waldgartens ist es, dass er sich mit der Zeit großteils selbst reguliert und nur ein Minimum an Eingriffen verlangt. Dazu gehört jedoch, dass Obstbäume bei Bedarf geschnitten oder veredelt werden und zwischendurch auch extensives einjähriges Gemüse und Ackerfrüchte gepflanzt werden. Bei Pflanz- & Aktionstagen mit jeweils unterschiedlichen Themenschwerpunkten und Festen im Waldgarten können sowohl Bildungsinhalte vermittelt, als auch die Möglichkeit zum Wissensaustausch gewährleistetwerden.  

Anbau und Ökologie
Kultiviert werden Bäume, Speiselaubbäume, Sträucher, Beeren, Kletterpflanzen, Krautschicht, Bodendecker, Wurzelpflanzen, leicht selbstsäende Pflanzen und zweijährig säende Pflanzen. Prinzipien der Permakultur gelten als allgemeine Anbaumethoden. Dabei stehen die Artenvielfalt und die Schaffung von Mischkulturen im Mittelpunkt. Ganz nach den Grundsätzen der Permakultur wird auf Spritzmittel, Kunstdünger und Torf verzichtet. Der Waldgarten weist eine hohe Anzahl unterschiedlicher Arten und Sorten an Pflanzen und Tieren auf (genetische und Artenvielfalt).

Ökonomie
Finanziert wird der Wald- und Gemeinschaftsgarten mittels Fördergeldern vom Land Niederösterreich und der Projektpartner Natur im Garten, Die Muntermacher, Marktgemeinde Allhartsberg, AJAX Allhartsberg, STTH Web Design und Grossberger Consulting. Die Ernte dient ausschließlich der Selbstversorgung.

Rechtliches
Es handelt sich um eine öffentliche Fläche, auf der sich der Gemeinschafts- und Waldgarten befinden. Es gibt eine Nutzungsvereinbarung mit der Gemeinde.

Beispiel 3  – Beacon Food Forest (USA/ Seattle)

Bild: Gazing and Grazing 2020
www.beaconfoodforest.org 

Laufzeit: seit 2009

Kurzbeschreibung: Der Beacon Food Forest ist ein nach Permakultur Prinzipien gestalteter Waldgarten, der als Gemeinschaftsgarten geführt wird. Der Waldgarten ist in einem öffentlichen Park angelegt und fungiert als sozialer Treffpunkt für die Gemeinschaft um gemeinsam Nahrungsmittel anzubauen. Zudem zielt der Beacon Food Forest darauf ab die Auswirkungen der Landwirtschaft auf das Klima zu reduzieren und die lokale Ernährungssicherheit zu verbessern. Wissensvermittlung und dementsprechende Bildungsangebote machen einen weiteren Schwerpunkt des Waldgartens aus. 

Entstehungsgeschichte: Die ursprüngliche Idee entstand 2009 im Laufe eines Permakultur Designkurses, organisiert von Permaculture Now!, woraus die Gemeinschaft der Friends of the Food Forest entstand. Im darauffolgenden Jahr wurde von der Stadtverwaltung von Seattle eine Förderung im Wert von ca. 15.400 € ($20.000) gewährt und ein Designteam mit der Planung des Projekts beauftragt. 2011 folgte eine weitere Förderung im Wert von ca. 77.000 €($100.000) zur Umsetzung der ersten Phase des Waldgartens (Bauer, 2013).

Zielsetzungen: Mit Hilfe einer Gemeinschaft sollen ein Permakultur-orientierter Zugang zum Urban Farming hergestellt und Möglichkeiten des kulturelles Austausches geschaffen, sowie Erholungs- und pädagogische Werte bereitgestellt werden (Bauer, 2013). 

Ort und Raum
7.000 m² wurden bereits umgesetzt, weitere 7.000 m² sind in Planung. Es gibt ein essbares Arboretum mit Pflanzen aus unterschiedlichsten Regionen der Welt, ein Beerenbeet mit diverse Beeren zum Sammeln und zur Konservierung. Ein Nusshain spendet neben Nüssen sehr viel Schatten. Es gibt Gemüseparzellen für Familien, die eigenes Obst und Gemüse anbauen möchten und einen Versammlungsplatz- für Bildungsaktivitäten und Feiern. Weiters ist ein Kinderbereich- für Spiele und Bildungsaktivitäten vorhanden.

Soziales
Der Beacon Food Forest ist als Verein organisiert und in einem öffentlichen Park integriert, dem Jefferson Park in Seattle, und somit für jede*n zugänglich. Es gibt mehrere Arbeitsgruppen, die für die Umsetzung des Projekts verantwortlich sind: Feldarbeit, Bildung, Öffentlichkeitsarbeit, Eventplanung und Marketing. Jede*r ist willkommen, sich auf freiwilliger Basis zu involvieren. Aufgrund der Flächengröße ist der Zeitaufwand hoch, auch wenn der Food Forest auf lange Sicht darauf abzielt sich möglichst selbst zu regulieren. 

2015 hat der Beacon Food Forest ein Programm begonnen, welches Kurse zur Verständnisförderung von Waldgarten-Prinzipien anbietet (bspw. Bau deinen eigenen Kräutergarten, oder Entdeck Heilpflanzen im Waldgarten). Ein weiteres Programm widmet sich der Umsetzung und Leitung von Waldgarten-Projekten, in dem Wissen, Fähigkeiten und praktische Erfahrungen vermittelt werden. Zusätzlich werden Touren für Universitäten angeboten. 

Anbau und Ökologie
Angebaut werden Kräuter, (Beeren-)Sträucher, Nuss- und Obstbäume, Gemüse und Salate. Es gelten die Grundsätze der Permakultur: ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig. Der Beacon Food Forest kombiniert Aspekte des natürlich vorkommenden Habitats mit Methoden der Waldgärtnerei. Ein natürliches Wald- Ökosystem wird nachgeahmt, indem essbare Bäume, Sträucher, einjährige- und mehrjährige Pflanzen angebaut werden. Der Boden wird so wenig wie möglich präpariert und mit Mulch bedeckt. Es gibt eine große Vielfalt unterschiedlicher Arten und Sorten, welche ein vielfältiges Habitat für Tieren bilden. 

Ökonomie
Der Beacon Food Forest wird von Förder- und Spendengeldern finanziert. Einen beachtlichen Beitrag leisten die zahlreichen Freiwilligen, die sich im Waldgarten auf unterschiedlichste Weise engagieren. Der Verein hat sich bereits mit anderen Nahrungsökologie- Befürworter*innen zusammengeschlossen wodurch sie u.a. zahlreiche Freiwillige dazu gewinnen konnten. Die Ernte dient ausschließlich Selbstversorgung und Konservierung von Überschüssen

Rechtliches
Die Fläche des Beacon Food Forests ist im Besitz der öffentlichen Versorgungsunternehmen der Stadt Seattle. Da sich im Gebiet um den Waldgarten ein Wasserreservoir befindet gilt der gesamte Bereich als Wasserschongebiet. Diesbezüglich gibt es strenge Vorschriften denen sich u.a. der Beacon Food Forest verpflichtet.  

Beispiel 4 – Waldgarten auf der Black Creek Community Farm (CA/ Toronto)

www.blackcreekfarm.ca 
Laufzeit: seit 2012
Bild: Julia Gamper

Kurzbeschreibung: Der Waldgarten liegt im Wald der  Black Creek Community Farm. Diese befindet sich in einem dicht besiedelten Stadtteil im Norden Torontos. Die Farm umfasst außerdem großflächiges Ackerland und ein denkmalgeschütztes Bauernhaus. Der Waldgarten richtet sich nach Prinzipien der Permakultur und weist somit vielfältige Aspekte eines natürlichen und sozialen Ökosystems auf. 

Entstehungsgeschichte: Die Black Creek Community Farm wurde 2012 von Everdale Environmental  Learning Centre (Everdale Umwelt- Lernzentrum), FoodShare und African Food Basket gegründet. Seither wird die Farm als Start-up Unternehmen geführt und verfolgt die Absicht soziale Isolation zu reduzieren und Nahrungsmittelsicherheit, sowie Beschäftigungs- und Bildungsergebnisse zu verbessern. 

Zielsetzungen: Ziel der Black Creek Community Farm ist es, ein Urbanes Landwirtschaftszentrum zu entwickeln, in dem unterschiedliche Gemeinschaften mittels nachhaltiger Lebensmittelproduktion eingebunden und ermächtigt werden sollen. Anhand eines vielfältigen Bildungsangebots, praktischer Trainings- und Lernerfahrungen und gesunder Nahrungsmittel soll die Gemeinschaft bereichert und nächste Generationen inspiriert werden.

Ort & Raum 
Der Wald ist nur ein Teil der Anlage, auf der es außerdem ca. 3 ha große zertifizierte biologische Gemüsefelder mit einem 4- Jahreszeiten Gewächshaus zum Vorziehen der Jungpflanzen und für ganzjährige Gartenarbeit, ein Freiluft-Klassenzimmer für Kurse, Workshops und alternative Bildungsformate, einen Pavillon mit Holzbackofen zum gemeinsamen Verweilen und Feiern, einen Pilzgarten als Demonstrationsanlage, ein Bauernhaus mit Küche, Badezimmer und großem Aufenthaltsraum, einen Schuppen mit Werkzeug und Geräten, einen Verkaufsstand- für Obst und Gemüse und einen Teich mit Enten- und Hühnergehege als Teil des holistischen Permakultur Konzepts gibt. Ein Waldweg durch den Food Forest ist mit Informationstafeln ausgeschildert um praktische Beispiele eines Permakultur- Waldgartens aufzuzeigen, weiters gibt es Bienenstöcke und -hotels zur Biodiversitätsförderung.

Soziales
Als (Start-up)Unternehmen ist die Black Creek Community Farm der Öffentlichkeit nur innerhalb der Öffnungszeiten frei zugänglich. Aufgrund des vielfältigen Programms bietet die Farm zahlreiche Begegnungs- und Vernetzungsmöglichkeiten für Individuen, Gruppen und Institutionen im Kontext der Nahrungsmittelsicherheit und Gemeinschaftsförderung. Es gibt mehrere Personen, die im Rahmen einer Anstellung für die Planung und Umsetzung des Projektes zuständig bzw. verantwortlich sind. Zusätzlich besteht die Möglichkeit zur freiwilligen Mitarbeit. Wer Mitglied wird, bekommt einen Teil der Ernte. Der Großteil des Teams arbeitet im Rahmen einer Vollzeitbeschäftigung, (im gesamten Tätigkeitsbereich der Farm). Dennoch gilt es einen gewissen Zeitaufwand für den Waldgarten zu berücksichtigen, da es sich um einen der Bildungsschwerpunkte handelt. 

Das umfassende Bildungsangebot richtet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche. Lernerfahrungen bezüglich Umweltbildung werden durch einen hands-on Zugang gefördert, bei Themen wie bspw. Feldarbeit, Nahrungsmittelgewinnung & -zubereitung und Natur & Kunst. Die Bildungsformate reichen von Kursen und Workshops bis hin zu Führungen und Firmenprogrammen. Zusätzlich gibt es zahlreiche Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen und nahrungs- und gesundheitsbasierten Organisationen in denen Wissenserwerb und -austausch im Mittelpunkt stehen.

Anbau und Ökologie
2019 wurden 40 verschiedene, saisonale Pflanzen angebaut: Kräuter, (Beeren-)Sträucher, Nuss- und Obstbäume, Gemüse, Salat, Pilze;  – Westliche, Asiatische und Karibische Varietäten. Es handelt sich um eine ausschließlich ökologische Wirtschaftsweise, die es zudem versteht lokal, multikulturell und nachhaltig zu wirtschaften. Der Waldgarten basiert auf Grundsätzen der Permakultur. Es wird im Gewächshaus, in den Feldern und im Waldgarten angebaut. Der Boden wird kaum bearbeitet und mit Mulche bedeckt. Das Ziel ist es die Diversität multikultureller Gemüsearten zu erhöhen, um die Gemeinschaft und Bewohner*innen des Bezirkes in Toronto wiederzuspiegeln. Bestäubungsfreundliche Gärten, Bienenstöcke und -hotels, sowie der Teich mit Enten und unzähligen Insekten tragen zusätzlich zur Biodiversitätsförderung bei. 

Ökonomie
Die Farm wird durch Spenden- und Fördergelder, sowie durch die wirtschaftliche Unterstützung von Unternehmenspartner*innen finanziert. Hauptkooperationspartner*innen sind die Toronto and Region Conservation Authority (Toronto Naturschutzverwaltung), FoodShare (Projektpartner für Bildungsinitiativen), Jane Finch Community and Familiy Centre (Jane Finch Gemeinschafts- und Familienzentrum) und die Toronto Beekeeper Cooperative (Bienenzucht Genossenschaft). Die Black Creek Community Farm ist ein solidarisches Landwirtschaftsprojekt, das die Existenz der Produzent*innen sichert.. Die Hofarbeiter*innen stellen ganzjährig Produkte zur Verfügung und die Gemeinschaft garantiert die Abnahme der Ernte, indem damit verbundene Kosten vorfinanziert werden.

Rechtliches Die Fläche der Black Creek Community Farm ist im Besitz der Toronto and Region Conservation Authority (Toronto Naturschutzverwaltung), welche zudem als Partner für die Programmbereiche Landschaftspflege und Bildung aufkommt. 

Quellen

AG Landschaftsmanagement, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie, Universität Potsdam (2019): Website zum Forschungsprojekt “Waldgärten als langfristige, multifunktionale Flächennutzung im urbanen Raum” Online unter: http://urbane-waldgaerten.de Zugriff: 12.6.2019
Bauer, Magdalena (2013): Forest Gardens in der Stadt – Implementierung von Waldgärten in urbanen Räumen am Beispiel von Wien, Diplomarbeit
Black Creek Community Farm: website der Black Creek Community Farm www.blackcreekfarm.ca 
Castro, J.; Krajter Ostoić, S; Cariñanos, P.; Fini, A.; Sitzia, T. (2018): “Edible” urban forests as part of inclusive, sustainable cities in FAO, Unasylva – An international journal of forestry and forest industries, Vol. 69 2018/1: Forests and sustainable cities
Dorninger, Christian: Gemeinschaftsgarten Allhartsberg online unter http://gega4all.at/?page_id=6 
Food forest collective: website des Beacon food forest www.beaconfoodforest.org 
Holma Skogsträdgård: Website des Waldgarten Holma www.skogstradgardensvanner.se