Bestandsaufnahme

Maßband
Bild: Dorothea Ziegler

Wie wird mein Stadtteil aktuell genutzt? Was ist schon da? Eine detaillierte Erfassung des räumlichen Bestands und der Flächen hilft, sich auszukennen, als Kommunikationsgrundlage und um Projekten passende Standorte zuzuordnen.

Um den Ist-Zustand von vorhandenen Flächen und ihren Nutzungen im Überblick zu haben, kann man ihn auf einer Karte einzeichnen. Was abgebildet wird, ist von der Fragestellung abhängig. Themen können zB  öffentliche Freiräume sein ( Straßen mit Bäumen, kleine Plätze oder Parks), Formen der Landnutzung (Felder, Wiesen oder Wälder) oder die Ausstattungen öffentlicher Freiräume (Bänke, Bodenoberflächen oder Vegetation). Wie Detailliert diese Erhebung sein muss, bestimmt die Absicht. Größere oder kleinere Kartenausschnitte und Maßstäbe sind hier möglich. Bei großen Flächen ist der Maßstab 1:5000 sinnvoll. Für die Erhebung einzelner Freiräume ist ein feineres Erhebungsraster notwendig (M 1:500, 1:250).

Die Erhebungen auf großer Maßstabsebene erfolgen meist in Form von Kartierungen. Kartierungen sind aufwändigere Methoden, die meist von Expert*innen durchgeführt werden. Betreffen die Erhebungen kleinere Flächen, wie etwa Abschnitte im öffentlichen Straßenfreiraum, öffentliche Parks und Plätze, Gemeinschaftsgärten oder teilöffentliche Freiräume auf Wohnbaugrundstücken, können die Erhebungen auch selbst durchgeführt werden. In der Regel werden alle Elemente, die in Realität in einem Raum vorhanden sind, in einen Grundrissplan eingezeichnet. ZB Gebäude, Mauern und Zäune, Oberflächen (Rasen, Asphalt, Pflaster), Ausstattungselemente (Bänke, Pergolen, Wasseranschlüsse), Vegetation (Bäume, Sträucher), Eingänge und Zugänge oder die Topographie (Böschungen, Hänge, Rampen, Treppen). Für bestimmte Angelegenheiten sind Vegetation und Oberflächen als Zusatzinfo relevant, für andere Bänke und Spielelemente. Folgender Leitfaden kann als Anleitung dienen.

Was braucht es dafür? Einige österreichische Städte verfügen über professionell erstellte Realnutzungskartierungen (z.B. Stadt Wien). Sie bilden die reale Nutzung der Gebäude und Freiräume im gesamten Stadtgebiet ab und enthalten Informationen, die zur Einschätzung des räumlichen Potenzials nützlich sind. Allerdings werden diese Kartierungen meist nur alle paar Jahre in Auftrag gegeben und sind damit nicht immer aktuell. Grundlage für eine solche Karte kann ein Plan oder ein Luftbild des Freiraums sein, der abgebildet wird. Die meisten Städte bieten Pläne online an, die für einen gewählten Ausschnitt in einem bestimmten Maßstab auf A3 oder A4 ausgedruckt werden können. Flächengrößen können bei Bedarf entweder über online-GIS-System oder auch vor Ort bestimmt werden. In der Regel sind in den online-Plattformen (s.u.) Messwerkzeuge integriert, mit denen Flächenmaße rasch bestimmt werden können (z.B. Geodatenviewer der Stadt Wien oder der Stadt Salzburg).

DIY: Die Karte kann auch simpel auf einem leeren Blatt Papier gezeichnet werden. Wichtig ist, dass Entfernungen und Größenverhältnisse richtig dargestellt sind. Kleinere Strecken können mit Maßbändern gemessen werden, bei größeren Räumen empfiehlt es sich, die Strecken abzuschreiten (z.B. 1 großer Schritt = ein Meter). Je exakter die Flächengrößen und Entfernungen erhoben werden, desto besser eignet sich die Karte zur Einschätzung des räumlichen Potentials. Es braucht zwei bis drei Personen mit Maßband, Stift und Papier für Vor-Ort-Messungen und Skizze.

Nutzen für das Projekt: Die Erhebung der IST-Situation, der Flächen und der aktuellen Nutzung hilft bei der Auswahl geeigneter Standorte zur Umsetzung von Bausteinen. Zu wissen, wofür Flächen momentan verwendet werden und was auf ihnen aktuell passiert, ermöglicht eine Abschätzung des Konflikt- oder Synergiepotenzials. 

Herausforderungen/ Erfahrungen: Im Forschungsprojekt „Essbare Seestadt“ wurden das Areal des Stadterweiterungsgebiets und das Umland nach Landnutzungs- und Vegetationskategorien vom Forschungsteam professionell erhoben. Flächengrößen wurden mit Hilfe eines Online-GIS-Systems ermittelt. Bei der Umsetzung konkreter Pilotmaßnahmen (zB der genauen Verortung von Standorten für neu zu pflanzende Bäume) waren exakte Messungen mit Maßbändern vor Ort notwendig. Beispiele:

Handgezeichnete Karte Roswita Weichselbaumer

Karte von Seestadt Aspern, Hannah Arendt Platz, oben: Ausschnitt Mehrzweckkarte (Quelle: Stadt Wien – ViennaGIS, 2021, www.wien.gv.at/viennagis/), unten: Satellitenbild Google Maps, 03/2021.