Permakultur ist ein Werkzeug, die eigene Welt zu verändern. Sie ist eine Gestaltungspraxis, die Lösungen, Werkzeuge und Methoden aus verschiedensten Kulturen und Bereichen zusammenträgt und mit konkreten Projekten den Wandel unserer Gesellschaften hin zu Enkeltauglichkeit voranbringt. Permakultur kann auf alle Bereiche menschlichen Wirkens angewandt werden, z.B. im Garten, in Gemeinschaften, in Betrieb und Schule, im eigenen Alltag und der persönlichen Lebensgestaltung, in der Landwirtschaft, in Städten und der Politik.
Der zentrale Gedanke ist, energieintensive und umweltbelastende Industrietechnologien zu reduzieren oder zu ersetzen, insbesondere in der Landwirtschaft, durch Nutzung biologischer Ressourcen. Zugleich folgt dies einem Design, das natürlichen Ökosystemen nachempfunden ist. Permakulturell gestaltete Lebensräume werden als Systeme aufgefasst, in denen das Zusammenleben von Menschen, Tieren und Pflanzen so miteinander kombiniert wird, dass die Systeme zeitlich unbegrenzt funktionieren. Die Philosophie dahinter ist, mit der Natur und nicht gegen sie zu arbeiten. Wie beim ökologischen Landbau wird auf Monokulturen und den Einsatz chemisch-synthetischer Dünger und Pestizide verzichtet. Durch Ansiedlung unterschiedlicher Pflanzen und Tiere soll die natürliche Artenvielfalt gefördert werden. Ziel einer permakulturellen Planung ist es, durch geschlossene Stoffkreisläufe langfristig stabile Ökosysteme zu schaffen, die sich selbst erhalten und nur noch minimaler menschlicher Eingriffe bedürfen.
Die Permakulturprinzipien folgen drei ethischen Grundgedanken, die als Richtschnur für Permakultur-Projekte gelten:
„Earthcare“ = Fürsorge für die Erde und das Leben darauf. Die Erde wird als die Quelle allen Lebens angesehen, die besonders geschützt werden muss.
„Peoplecare“ = Fürsorge für die Menschen. Alle Menschen sollen das gleiche Recht auf Zugang zu den Lebensgrundlagen haben.
„Fairshares“ = gerechtes Teilen und begrenzten Verbrauch von Ressourcen wie Bodenschätzen
Die Prinzipien sind als Denkwerkzeuge zu verstehen, die uns bei der Identifikation, Gestaltung und bei der Weiterentwicklung von Systemen helfen sollen.
Die 12 Permakultur Prizipien
Prinzip 1: Beobachte und interagiere
Wenn man etwas neues schaffen möchte, ist der erste Schritt, bevor irgendetwas geplant wird immer das Beobachten. Die Natur als Ganzes ist ein System, das an Nachhaltigkeit und Effizienz unübertroffen ist. Plane so effizient wie die Natur, Ziel ist dabei die Einrichtung von Systemen, die sich selbst regulieren und erhalten und dabei trotzdem die nötigen Ressourcen zur Verfügung stellen. Bei einem neuen Grundstück zum Beispiel ist es wichtig, die bisherigen Pflanzen am Grundstück, die Lage, die Wind- und Sonnen-Verhältnisse, die Tiere und die Umgebung zu beobachten – am besten über einen Jahreszyklus hinweg. Betrachte auch die Beziehungen von einem Element zum restlichen System. Auf Basis dieser Informationen kann dann eine weitere Planung stattfinden.
Prinzip 2: Sammle und speichere Energie
Jegliche Energie, die auf einem Grundstück zu beobachten ist, soll so effizient wie möglich gespeichert werden. Dies kann Wärme durch Sonnenenergie in großen Steinen sein, Bewegungsenergie durch fließendes Wasser oder auch Wind. Aber auch Bodenhumus, Saatgut oder Bäume speichern Energie in unterschiedlicher Form. Geht es um andere Projekte sind zB Arbeitskraft, Motivation, Geld, Zeit oder nutzbare Materialien Energie-ähnliche Ressourcen. Enkeltauglich denkend, investiert man in Systeme, die einen langfristig mit den Dingen versorgen, die für ein gutes Leben gebraucht werden.
Prinzip 3: Erwirtschafte einen Ertrag
Wird ein System aufgebaut, das nicht nur langfristigen sondern auch sofortigen Ertrag liefert, kann dadurch einerseits zeitnah Feedback darüber eingeholt werden, was funktioniert, und andererseits die Motivation gestärkt werden, auch auf längere Sicht das System beizubehalten. Das Nützlichere wird sich jeweils durchsetzen.
Prinzip 4: Wende Selbstregulierung an und lerne aus dem Feedback
Um Selbstregulierende Systeme aufzubauen, muss darauf geachtet werden, produktives Feedback zu stärken. Gibt es also Aspekte im System, die sich positiv auswirken, sollen sie verstärkt werden. Wirken sie sich negativ aus, ist ein Reduzieren notwendig. Eine Balance aus Beschleunigen und Bremsen ist zB Ressourcen-erhaltend, also gibt es ein Ideal das stets nur vorübergehend erreicht wird, quasi ein Fließgleichgewicht. Als Beispiel kann man hier Insektenhotels oder Duftpflanzen, die Schädlinge abwehren, erwähnen.
Prinzip 5: Nutze erneuerbare Ressourcen und Leistungen
Nachwachsende Rohstoffe können wie eine sich magisch neu auffüllende Geldbörse angesehen werden. Die Natur arbeitet – solange sie nicht behindert wird – an stetiger Erneuerung. Und auch Tiere können gezielt und dennoch ihrer Natur entsprechend eingesetzt werden, zum Beispiel um Äcker umzugraben (Schweine) oder Schädlinge zu reduzieren (Laufenten, die Schnecken fressen).
Prinzip 6: Produziere keinen Abfall
In der Natur entsteht kein Abfall, der nicht im nächsten Schritt wieder Nährstoff oder Grundlage für weitere Lebewesen ist. Diese Kreisläufe nutzen die Energie, die in jedem Teilchen steckt, was wiederum dem Prinzip 2 – sammle und speichere Energie – zuarbeitet. Außerdem muss keine zusätzliche Energie aufgewendet werden, um die, die im Abfall verloren geht zu ersetzen. Das wellenförmige Entstehen von Überfluss kann sinnvoll genutzt werden, wenn alle Outputs als Ressourcen für etwas anderes gesehen werden.
Die ersten sechs Permakultur Prinzipien tendieren zu einer Perspektive, die zuerst die Elemente betrachtet und dann die Organismen und Personen, die sich aus den Elementen zusammensetzen. Die Nächsten sechs Permakultur Prinzipien betrachten die Systeme von einer höheren Perspektive und befassen sich mit den allgemeinen Mustern und Beziehungen, die sichtbar werden, wenn man seinen Blick auf das gesamte System richtet.
Prinzip 7: Gestalte zuerst Muster und dann Details
Bei diesem Prinzip geht es darum, zunächst allgemein gültige Muster zu erkennen, die dann auf mehrere Elemente angewandt werden. Wer die Muster von Systemen erkennt, versteht damit auch den höheren Aufbau des Systems. Wenn wir uns zu sehr auf die Komplexität der Details fokussieren, laufen wir Gefahr, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen. Zonen kann man zum Beispiel bilden um einzuteilen, was täglich genutzt wird und daher schneller erreicht werden sollte, und welche Bereiche nutzungsextensiv weiter entfernt angelegt werden können. Man behält die Charaktere dieser Sektoren im Hinterkopf, was dann beim Verständnis des Grundstücks und bei der Organisation von Design Elementen eines funktionierenden Systems hilft.
Prinzip 8: Integrieren statt ausgrenzen
In Systemen spielen nicht nur die Wirkungen der einzelnen Teile, sondern auch das Zusammenspiel untereinander eine Rolle. Diese komplexen Beziehungen zueinander können so gestaltet werden, dass sie einander stützen und stärken, sich neutral, oder auch negativ auswirken. Gestärkte und eng verzahnte positive Beziehungen stärken das gesamte System. Die Verbindungen zwischen Elementen sind so wichtig, wie die Elemente selbst. Jedes Element erfüllt dabei möglichst viele Funktionen und jede wichtige Funktion soll von vielen Elementen unterstützt werden. Daher ist auch ihre Platzierung wichtig. Gibt es zum Beispiel bewusst angelegte unterschiedliche Rückzugsorte für Igel, können sie sich vermehrt ansiedeln und die Schneckenpopulation eindämmen.
Prinzip 9: Nutze kleine & langsame Lösungen
Nicht immer ist schneller wirklich besser. Lässt man zum Beispiel den Tieren und Pflanzen ihre natürliche Zeit um zu wachsen, werden sie resilienter gegenüber Krankheiten oder anderen äußeren Einflüssen. Nutzt man zusätzlich kleinere Bereiche, muss bei der Planung zwar mehr beachtet werden, aber das wirkt sich meist positiv auf die Resilienz des Gesamtsystems aus, da es besser durchdacht ist.
Prinzip 10: Nutze & schätze die Vielfalt
Durch eine Vielfalt an Pflanzenarten und -sorten im Gegensatz zu Monokulturen wird ebenfalls eine Resilienz aufgebaut. Monokulturen sind anfälliger auf Schädlinge, und sind sie einmal befallen, ist der Ausfall viel größer als wenn das Risiko auf mehrere unterschiedliche Erträge aufgeteilt wird. Zusätzlich kann die Vielfalt die unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen besser ausgleichen. Unterschiedliche Elemente stützen sich dabei gegenseitig.
Prinzip 11: Nutze Randzonen und schätze das Marginale
Randzonen, wie zum Beispiel der Übergang vom Wald zur Wiese oder von der Wiese zum Teich, sind die Zonen mit der größten Artenvielfalt, wo auch die meiste Begegnung stattfindet. Dieses Aufeinandertreffen von unterschiedlichen Bedingungen ermöglicht oft das größte Wachstums- und Entwicklungspotential. Der Ausbau von Randzonen erhöht dadurch die Produktivität.
Prinzip 12: Nutze & reagiere kreativ auf Veränderung
Veränderungen sind ein natürlicher Aspekt unseres Lebens und können große Chancen sein, wenn sie auf eine bewusste und kooperative Art und Weise genutzt werden. Kämpft man dagegen an, kostet das auf Dauer sehr viel Energie. Sucht man jedoch nach kreativen Lösungen, die Veränderung so zu nutzen und zu verwandeln, dass sie das Gesamtsystem stärkt, kann sie sogar zur Bereicherung werden. Nur flexible System können dauerhaft überleben.
Quellen:
Energieleben.at: https://www.energieleben.at/permakultur-prinzipien-im-ueberblick/ (Zugriff am 30.3.2021)
Holmgren, David: Permakultur. Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Lebensweisen. Drachen Verlag, 2014.
Permakultur.de: https://permakultur.de/was-ist-permakultur/ (Zugriff am 20.3.2021)
Permakultur.farm: www.permakultur.farm/permakultur-prinzipien/ (Zugriff am 30.4.2021)
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Permakultur (Zugriff am 20.3.2021)