Gartenpraxis: Jungpflanzen ziehen

Bild: Dorothea Ziegler

Kräftige Jungpflanzen selbst heranziehen – mit ausreichend Licht, Wärme und Feuchtigkeit, guter Erde und keimfähigem Saatgut gelingt’s.


Der Vorteil der eigenen Jungpflanzenanzucht gegenüber dem Jungpflanzenkauf ist die Möglichkeit, sehr individuell gewünschte Gemüsearten und -sorten in der benötigten Anzahl lokal zu produzieren. Saatgut ist zusätzlich wesentlich günstiger als Pflanzen, die Kosten für das Zubehör müssen aber mitbedacht werden.
Um kräftige Jungpflanzen heranzuziehen benötigt es ein geeignetes Substrat sowie angepasste Temperatur-, Licht- und Wasserverhältnisse und gutes Saatgut. Am einfachsten ist es, eine fertige Anzuchterde – vorzugsweise für den Biolandbau zugelassen – im Handel zu kaufen, die alles für eine erfolgreiche Jungpflanzenanzucht beinhaltet. Die Erde kann nach Gebrauch in die Beete oder auf den Kompost wandern. 
Es ist jedoch auch möglich, sich sein eigenes Substrat herzustellen. Dazu nimmt man je ein Drittel fertigen Kompost, Sand und Gartenerde. Da die Erde aus dem Garten Schaderreger und Unkrautsamen beinhalten kann sollte sie davor mit mindestens 82°C für 30 Minuten sterilisiert werden. Die Erde von frischen Maulwurfshügeln ist auch gut für die Anzucht geeignet. Diese Erde kommt aus der Tiefe, ist also zumeist samenfrei und krümelfein.
Bei der Wahl des Saatguts lohnt es sich, Saatgutkataloge und Sortenbeschreibungen zu studieren um die für die eigenen Ansprüche am besten geeigneten Sorten zu finden. Größe der Pflanzen, Pflanz- und Erntezeit, Anpassung an bestimmte Klima- und Bodenbedingungen, Resistenz gegen Krankheiten, Größe, Farbe und Geschmack der Gemüse können sich von Sorte zu Sorte stark unterscheiden. 
Die Keimfähigkeit von Saatgut nimmt über die Zeit ab. Wenn man sich unsicher ist, ob das Saatgut noch keimfähig ist, empfiehlt sich ein Keimfähigkeitstest. Dazu streut man das Saatgut auf ein Küchenrollenpapier, befeuchtet dieses, wartet und zählt die gekeimten Samen (Arche Noah, n.d.). Bei einer niedrigen Keimrate empfiehlt es sich neues Saatgut zu besorgen oder bei der Anzucht eben mehr Saatgut zu verwenden.
Für jede Kulturart gibt es bestimmte Temperaturoptima. Die meisten Gemüsearten keimen bei Temperaturen zwischen 20-30°C. Sobald der Samen gekeimt ist, benötigt die Pflanze geringere Temperaturen, etwa zwischen 15-25°C (Rindels, 1996). Je mehr man sich an die optimale Temperatur annähert, desto besser für die Entwicklung der Pflanze. 
Pflanzen können zwischen 12-18 Stunden Licht am Tag vertragen. Besonders im Frühjahr sind optimale Lichtverhältnisse nicht gegeben. Am Fensterbrett werden Jungpflanzen daher manchmal lang, gelblich, dünn und „spindelig“. Minigewächshäser mit Heizmatte und künstliche Beleuchtung können helfen, die Licht- und Wärmebedingungen zu optimieren
Wichtig ist auch die optimale Feuchtigkeit – Staunässe und Trockenheit schaden den keimenden Pflanzen. Bis zur Keimung kann man mit einer Folie oder Glas die Feuchtigkeit im Pflanzbehälter einsperren. Sobald die ersten Samen gekeimt sind, entfernt man das Plastik oder das Glas. 

Link:
Kulturdauer der häufigsten Gemüsearten: https://www.solawi.ch/wordpress-solawi/wp-content/uploads/Kulturdauer_der_haeufigsten_Gemuesearten.pdf 

Vertiefende Infos gib es hier (link zu fibl Endbericht)
Basierend auf: Waltner, B. (2021): Agrartechnische Bewertung in “Publizierbarer Endbericht zum Forschungsprojekt essbare Seestadt”, Wien.